„Bad Kreuznach Lacht“ und die Auswirkungen der Pandemie (Interview mit Jens Helmer)

Die Pandemie lässt die Charity-Jahreszeit ins Messer laufen und viele gemeinnützige Veranstaltungen, wie KH-lacht, werden abgesagt, verschoben oder aufgekündigt. Doch die Medien berichten wenig darüber, wie schwer es ist – sowohl als Veranstalter wie auch als Künstler. Wir sprachen mit Veranstalter und Organisator von “Bad Kreuznach lacht”, Jens Helmer, der mit seiner Charity-Veranstaltung vielen Institutionen und damit auch den Menschen in der Region hilft. Doch dieses Jahr ist alles anders.

vJens, wie siehst Du das aktuelle Geschehen?

Eine ganz besondere Zeit, in der wir da aktuell leben. Das wird mit Sicherheit in die Geschichtsbücher eingehen. Und ja, es fehlen die Erfahrungswerte, mit einer solchen Pandemie umzugehen. Daher möchte ich nicht vom „ins Messer laufen“ reden – wenngleich es an vielen Stellen sehr schwierig ist. Grundsätzlich hat besonders die Kulturbranche unter Covid-19 gelitten und es wird, dafür brauche ich kein Virologe zu sein, auch in 2021 weitere Einschränkungen, speziell in diesem Bereich, geben. Zum Wohle aller Bürger, gerade der sogenannten Risikogruppen.   

Welche Schwierigkeiten habt Ihr mit den Lockdowns, denn Ihr habt ja bindende Verträge mit den Künstlern und Hallen?

Wir haben unsere ursprünglich geplante 7. Charity-HumorGala für den 29. März 2020 rund zwei Wochen vorher absagen müssen. Das brachte uns alle ins Rotieren, im Bezug auf die Kommunikation mit unseren Künstlern, Gästen, Sponsoren, Dienstleistern (Technik, Location usw.), Ticketportalen etc. pp. Trotzdem schafften wir es, binnen weniger Tage ein neues Programm mit Nachholtermin – 20. Dezember 2020 – auf die Beine zu stellen, weil alle mitspielten und zusammenstanden. Und wir waren uns im März sicher, dass wir rund 9 Monate später wieder alle nach Herzenslust für den guten Zweck lachen dürfen. Leider wurden wir eines Besseren belehrt. Finanziell ist es für uns natürlich eine Katastrophe – und auch mit Blick auf die beiden Stiftungen, die wir mit unserem Reinerlös begünstigen wollten, sehr unschön. Aber uns waren die Hände gebunden. Daher war es umso schöner zu erfahren, wie wirklich jeder Verständnis aufbrachte und man im persönlichen Austausch miteinander, über alle Gewerke hinweg, Einigung erzielen konnte! 

Wird sich die deutsche Kulturszene defragmentieren?

In der Krise liegt die Chance und so sind viele Kulturschaffende bereits kreativ gewesen. Dennoch bin ich persönlich ein großer Fan von Live-Veranstaltungen. Da kann, aus meiner Sicht, jeder noch so perfekte Live-Stream nicht mithalten. Und gerade bei unserem Thema, mit Blick auf Comedy und Improvisation, das Spielen mit dem Publikum, die Reaktionen in einer ausverkauften Halle… Lachen ist live. Der Impfstoff steht, wie wir alle wissen, in den Startlöchern und daher bin auch ich optimistisch, dass wir in einigen Monaten wieder etwas „Normalität“ zurückgewinnen – und dann auch ab der 2. Jahreshälfte wieder Kulturveranstaltungen vor Ort besuchen dürfen. 

Wie wirkt sich das für die kleinen, bzw. lokalen Veranstalter und Kulturschaffenden aus?

Bei den Kulturschaffenden muss man sicher trennen. Ich kenne viele persönlich und weiß daher aus sicherer Quelle, dass es einigen gut geht. Schlicht daher, weil Engagements im TV anstehen, die auch in dieser Zeit realisierbar sind. Andere führen hingegen teilweise ein Leben am Existenzminimum, da sie auf die Bühnen angewiesen sind und seit März keinen Auftritt mehr bestreiten durften. Zudem bleiben, so wie es mir zugetragen wurde, dann auch die von der Regierung versprochenen Hilfen aus. Hier wollten wir seitens „Bad Kreuznach lacht…“ auch nicht einfach zusehen und veröffentlichten zum 1. Dezember dieses Jahres den mit Abstand lustigsten Adventskalender auf unserer Website bzw. auch auf unserem YouTube-Kanal. Hierüber werden täglich Auftritte unserer Künstler aus den vergangenen Jahren veröffentlicht. Für jeden kostenlos zugänglich. Und wer möchte, darf eine Spende im Sinne der Kulturschaffenden tätigen. 

Wie interpretierst Du den 2. Lockdown und den bevorstehenden „harten“ über Weihnachten?

Wie bereits erwähnt, fehlen uns, bzw. den Entscheidern auf Regierungsebene, die Erfahrungen, mit solch einer Pandemie umzugehen. Ich möchte hier mit Merkel, Scholz, Söder & Co. nicht tauschen. Natürlich kann man es nicht jedem Recht machen, aber aus meiner Sicht ist es schon „1 vor 12“ und es muss gehandelt werden. Befragungen auf Bundesebene zeigen die Akzeptanz in sehr großen Teilen unserer Bevölkerung bzgl. des aktuellen „harten“ Lockdown seit 16. Dezember 2020 – verbunden mit der Hoffnung, möglichst bald wieder Lockerungen erwarten zu dürfen. 

Es gibt jetzt den #AlarmstufeRot – wie siehst Du diese Initiative?

Den #AlarmstufeRot verfolge ich seit Beginn und finde es gut und vor allem wichtig, dass man ein Zeichen setzt und auf gewisse Situationen aufmerksam macht. So haben wir bereits im April die Aktion #Humoristwichtig kommuniziert und, wie bereits erwähnt, seit wenigen Wochen auch mit unserem Adventskalender dazu beigetragen, dass man gewisse „Schichten“ in unserer Gesellschaft nicht vergisst. Die Kulturschaffenden sind aus meiner Warte heraus extrem systemrelevant! Wir brauchen die Kultur und ich gehe fest davon aus, dass diese Branche einen Boom erwartet, sobald es hier wieder möglich ist, entsprechende Angebote live wahrnehmen zu dürfen. Nur bis dahin muss die Kulturszene die notwendige Unterstützung erfahren, sodass wir diesen „Kultur-Boom“ gemeinsam erleben dürfen!  

Welche Auswirkungen hat es für Euch als Veranstalter, als Verein?

Bekanntlich sind aller guten Dinge drei. Nachdem wir unseren Benefiz-Abend in diesem Jahr bereits zweimal absagen mussten, hoffen wir natürlich sehr, dass wir unsere 7. Charity-HumorGala am 13. Juni 2021 endlich „nachholen“ dürfen. Dann mit einem ganz neuen Programm. Mit unseren HumorGiganten Marco Rima, Jörg Knör, Bernhard Hoecker, Helmut Sanftenschneider, Jens Heinrich Claassen und Dr. Pop – sowie vielen weiteren Überraschungen. Auch unsere 2022er Ausgabe ist bereits geplant. Wir sind sehr dankbar, dass alle Gewerke Hand in Hand durch diese Krise marschieren und wir somit auch weiterhin vernünftig aufgestellt sind, um Bad Kreuznach auch zukünftig, im Sinne des guten Zwecks, zum Lachen bringen zu dürfen. Unabhängig von unseren jährlichen Veranstaltungen hat man inzwischen die Möglichkeit, uns auch über viele andere Wege zu unterstützen: Sei es über unseren YouTube-Kanal und hier „Vier Antworten – Ein Witz von…“ mit über 60 prominenten Persönlichkeiten, die u.a. ihre Lieblingswitze erzählen, unseren „Bad Kreuznach trinkt…“-Secco, verschiedene Charity-Auktionen, unseren Ehrenamtssong „Teil des Ganzen“ (von Andy Ost) sowie unsere offiziellen „Bad Kreuznach lacht…“-Schutzmasken. Vorbeiklicken lohnt sich in jeglicher Hinsicht – www.badkreuznach-lacht.de. 

Wie sieht die Zukunft nach Corona aus?

Ich glaube vielmehr, dass wir von einer Zukunft mit Corona sprechen müssen. Und ich möchte einfach, Stand heute, davon ausgehen dürfen, dass bald wieder große Schritte zurück zur bekannten Normalität gemacht werden, die wir noch bis Februar 2020 erlebten. Sicherlich mit gewissen Maßnahmen, die uns Covid-19 lehrte. Aber sobald 60-70 % der Bevölkerung erfolgreich geimpft wurden, wird – hoffentlich – der gewohnte Alltag wieder anklopfen. Nähe zu unseren Mitmenschen, Restaurantbesuche, das Treffen von beliebig vielen Menschen und Haushalten, Live-Konzerte und Theater, das Reisen in andere Länder uvm. wird wieder erlaubt sein. Darauf freue ich mich sehr. 

Wann wird Kreuznach-Lacht nun realisiert und wie ist das mit den Tickets, die schon verkauft wurden?

Für 2020 waren wir erneut binnen weniger Minuten ausverkauft, was uns alle sehr stolz macht und beweist, dass wir gemeinsam mit „Bad Kreuznach lacht…“ auf dem richtigen Weg sind. Alle Tickets, und so wurde es auch bereits mehrfach kommuniziert, behalten für 2021 ihre Gültigkeit. Hiervon machen auch 99 % der Ticketbesitzer Gebrauch, was uns sehr freut. Somit bleiben wir weiterhin ausverkauft und freuen uns sehr, wenn wir am 13. Juni 2021 im Parkhotel Kurhaus zu Bad Kreuznach unsere 7. Charity-HumorGala realisieren dürfen.

Weitere Informationen: www.badkreuznach-lacht.de    (Marc Mutert, 28.12.2020)