Berufssicherung durch Weiterbildung und lebenslanges Lernen – ein Gespräch mit Dr. Holger Bentz und Dr. Sabine Dyas (IHK)

Berufssicherung durch Weiterbildung und lebenslanges Lernen – ein Gespräch mit Dr. Holger Bentz und Dr. Sabine Dyas (IHK)

Fachlich auf dem aktuellen Stand sein und der Karriere Impulse geben, bzw. sie weiterhin in Gang halten sind wichtige Überlegungen im Alltag von Arbeitnehmern. Gerade vor dem Hintergrund drohender Rationalisierungen und Kostensenkungen innerhalb von Unternehmen.  Fast alle mittelständischen Unternehmen erkennen, mehr und mehr, die Relevanz der Digitalisierung an und die damit verbundene Einführung neuer Technologien. Innovationsfähigkeit, Flexibilität sind die Schlüsselwörter, die schon länger in den Köpfen der Geschäftsführer kursieren. Die Corona-Kriste zeigt uns mehr denn je die Verwundbarkeit von Unternehmen und Konzernen, die wir noch vor einem Jahr als die Big-Player bezeichent hatten. Lufthansa oder TUI sind da nur die Spitze des Eisbergs. Die Mitarbeiter sehen ihre Existenz bedroht und stehen, in Teilen, vor der Arbeitslosigkeit. Sie versuchen sich vor solchen Gefahren zu schützen.
Ein Weg ist es seine Kompetenzen, Skills und die persönliche Expertise, durch stetige Weiterbildung auszubauen und sich als hochqualifizierte Fachkraft zu positionieren. Eine Aufgabe, die enorm an Bedeutung gewinnt, denn Weiterbildung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung. Die IHK Bildungszentren in Rheinland-Pfalz, mit bedarfsgerechten Lehrgängen und Seminaren, sind hier beispielhaft. Wir sprachen mit Dr. Sabine Dyas und Dr. Holger Bentz von der IHK-Akademie Koblenz e. V. und Gastronomi­sches Bildungszentrum Koblenz e. V.

Jährlich werden 17 Mrd. Euro für die betriebliche/persönliche Weiterbildung ausge­geben – wie schätzen Sie diese Entwicklung und Verteilung ein?

H. Bentz: Zunächst einmal gilt es, diese Entwicklung als sehr positiv zu bewerten. Bis zum Beginn der Corona-Krise, im März letzten Jahres, war die deutsche Wirtschaft fast ein Jahrzehnt auf konstantem Wachstumskurs. Märkte haben sich in dieser Zeit stärker globalisiert und dynamisiert als in den Jahrzehnten zuvor. Um dieser Entwicklung erfolgreich zu begegnen, haben Unternehmer und Mitarbeiter reagiert und sich entsprechend weiter- und fortgebildet. Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich herauskristallisiert, dass ein langes und erfolgreiches Arbeitsfeld in einem dynamischen Umfeld vor allem dann gelingen kann, wenn immer wieder forcierte Phasen der Fort- und Weiterbildung absolviert werden.

S. Dyas: Die ausgewiesene Höhe der Ausgaben hängt sehr stark von der Art der Erhebung ab. So weist eine Untersuchung des Institutes der Wirtschaft (IW) für 2019 aus, dass 9 von 10 Unternehmen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investiert haben. Hier werden auch firmeninterne Weiterbildungen, d. h. Lernen im Arbeitsprozess, mit betrachtet, und die Weiterbildungsaufwendungen der Unternehmen für das Jahr 2019 werden mit 41,3 Mrd. Euro beziffert. Dieser Wert enthält direkte Kosten, z. B. Seminarkosten in Höhe von 21 Mrd. Euro und indirekte Kosten, wie z. B. die bezahlte Arbeitszeit für die Seminar-/Lehrgangsteilnahme in Höhe von 20,3 Mrd. Euro. Die angesprochene IW-Studie zeigt weiterhin auf, dass die durchschnittlichen Weiterbildungsausgaben pro Mitarbeiter branchenabhängig sind; so wendeten z. B. unternehmensnahe Dienstleister wie Banken und Versicherungen jährlich durchschnittlich 1.783 Euro/Mitarbeiter auf, während dieser Wert in der Industrie bei 1.005 Euro und in der Gruppe Einzelhandel, Gesundheitsbranche und Gastronomie bei 934 Euro lag. Quelle: https://www.iwd.de/ Aus der Erfahrung in der IHK-Akademie kann ich berichten, dass auch bei uns die Nachfrage nach Weiterbildung in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist.

Wie verteilt sich das Weiterbildungsangebot und ist es zeitgemäß, denn viele Berufe verschwinden innerhalb eines Berufslebens?

S. Dyas: Weiterbildungsangebote sind so vielfältig wie das Berufsleben. Es werden laufend neue Seminare und Lehrgänge entwickelt. Das geschieht bei uns in der IHK-Akademie oft in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Weiter entwickelt auch die DIHK-Bildungs-GmbH in Bonn IHK-Zertifikatslehrgänge mit und für Unternehmen. Mit diesen flexiblen Lehrgängen, von denen wir auch eine Reihe im Angebot haben, kann aktueller Weiterbildungsbedarf sehr praxisnah und kurzfristig erfüllt werden. Außerdem gibt es in der IHK-Weiterbildung die Angebote der höheren beruflichen Bildung, die mit öffentlich-rechtlichen Prüfungen zum Fachwirt, Meister oder geprüftem Betriebswirt abschließen. Alle Weiterbildungsangebote werden sich an ihrem Nutzen messen lassen müssen, d. h. ob die Teilnehmer durch die Weiterbil­dung ihre Ziele erreichen konnten. Für die höhere Berufsbildung beispielsweise mit den Abschlüssen Fachwirt, Meister, Betriebswirt gibt es regelmäßige bundesweite Weiterbildungserfolgsumfragen. In der DIHK-Weiterbildungsumfrage 2018 erklärten beispielweise 65 % der über 17.000 Befragten, durch die Weiterbildung beruflich auf­gestiegen zu sein und dies häufig ohne Unternehmenswechsel. 85 % der Umfrageteil­nehmer geben an, sich persönlich weiterentwickelt zu haben und würden die gleiche Weiterbildungsprüfung nochmals absolvieren. Beides spricht dafür, dass die IHK-Weiterbildung nah an der Praxis ist und die Erwartungen der Weiterbildungsteilneh­mer in hohem Maße erfüllt werden. Quelle: DIHK-Umfragen zum Thema Weiterbil­dung

H. Bentz: Weiterbildungsangebote, die bei Teilnehmern und Unternehmen nicht den gewünschten Effekt haben, verschwinden vom Markt. Wir sehen bei den IHK-Weiter­bildungsprüfungen auch entsprechende Entwicklungen. Insgesamt stellen wir fest, dass wirtschaftlich erfolgreiche Branchen auch stark in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Und natürlich stehen die Weiterbildungszahlen auch in engem Zusammenhang mit den Ausbildungszahlen. Beispielswiese haben wir im Hotel- und Gaststättengewerbe seit zehn Jahren rückläufige Ausbildungszahlen. Natürlich schlägt sich das auch merklich auf die Weiterbildungszahlen in dieser Branche nieder. So sind in den vergangenen Jahren die Prüfungszahlen, z. B. bei den Weiterbildungen zum Hotel- oder Restaurantmeister, deutlich rückläufig. Andererseits haben auch branchenähnliche Weiterbildungen, wie z. B. der Sommelier, stark an Bedeutung gewonnen, beispielsweise, weil diese Qualifikation mittlerweile auch für die großen Wein- und Spirituosenabteilungen von Supermärkten interessant geworden ist. Der Weiterbildungsmarkt ist und bleibt dynamisch. Orientierung bietet die Weiterbildungsplattform WIS Weiterbildung – Weiterbildungs-Informations-System (WIS) (ihk.de). Hier können sich Interessierte bei Anbietern beraten lassen oder die unabhängige Weiterbildungsberatung der IHK vor Ort in Anspruch nehmen.

Wo liegen – Ihrer Meinung nach – die Herausforderungen in der Weiterbildung von Mitarbeitern?

H. Bentz: Zunächst einmal muss jedes Unternehmen wissen, wo es mit seinen Mitarbeitern hin will. Eine Kursänderung in der Unternehmensstrategie bedingt zwangsläufig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitgenommen und gleichzeitig auch dafür passgenau befähigt werden. Bisweilen wird dieser Schritt stiefmütterlich behandelt, was die Konsequenz mit sich bringt, dass der Change Prozess im Unternehmen hakt. Außerdem ist es nach meiner Einschätzung nach eine wichtige Führungsaufgabe, für die Notwendigkeit von Weiterbildungen zu werben und zu sensibilisieren. In der Arbeitswelt des digitalen Wandels reichen die in Ausbildung und/oder Studium erworbenen Kenntnisse nicht mehr aus, ein Arbeitsleben erfolgreich – ohne regelmäßige – Updates zu gestalten.

S. Dyas: Die Herausforderungen für die Weiterbildung von Mitarbeitern sind eng ver­bunden mit den Herausforderungen für die Wirtschaft. Wir nehmen in Kontakten mit den Unternehmen wahr, dass es neben der Digitalisierung in Produktion, Dienstleis­tung und Verwaltung sowie den damit verbundenen Themen von IT-Knowhow über Social Media bis zur Datensicherheit vielfach Fragen der Personalgewinnung und Personalentwicklung sind, die Unternehmen vor Herausforderungen stellen. In diesem Kontext sind Recruiting, Lernendes Unternehmen, Führungskräfte als Coach Themen, die von Unternehmen nachgefragt werden. Die IHK-Akademie Koblenz hat neben Seminaren zu solchen Themen vor zwei Jahren auch ein Pilotprojekt zur Weiterbildungsberatung ins Leben gerufen, um gerade kleinere und mittelständische Unternehmen bei der Personalentwicklung zu unterstützen.

Wo müssten wir – im Koblenzer Einzugsgebiet – nachrüsten?

S. Dyas: Hier möchte ich den Bogen etwas weiterspannen. Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist die „Gleichwertigkeit“ der beruflichen Bildung mit der Hochschulbildung. Durch den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) ist es jetzt möglich, die verschiedenen Wege der Qualifizierung auf den Ebenen zu betrachten. Dabei geht es nicht um Gleichartigkeit, sondern um die Gleichwertigkeit. So sind die Abschlüsse der höheren Berufsbildung, wie z. B. Fachwirte, Meister genauso auf DQR-Stufe 6 eingeordnet wie die Bachelor-Abschlüsse der Hochschulen. Und die IHK-geprüften Betriebswirte gehören sogar zu DQR-Stufe 7 und sind damit dem Hoch­schul-Master gleichwertig. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl von neuen, sehr spezia­lisierten Abschlüssen der höheren Berufsbildung – wie z. B. die geprüften Fachwirte für Logistiksysteme – die die aktuellen Herausforderungen der Wirtschaft widerspiegeln und entsprechende Lösungen anbieten. Bei diesen grundlegenden Zusammenhängen besteht nach meiner Einschätzung deutlicher Informationsbedarf bei jungen Menschen vor der Berufswahl, Eltern, Lehrern und auch Unternehmen.
Ich denke aber auch, dass die Themen digitale Transformation, Online-Marketing, agiles Arbeiten, New Work noch ordentliches Wachstumspotenzial haben. Sie werden noch stärker in den Mindset der Verantwortlichen in den Unternehmen kommen. Schlussendlich geht es hierbei um digitale Reichweite, Arbeitgeberattrakti­vität und damit um Fachkräftegewinnung und -sicherung.

H. Bentz: Das kann ich unterstreichen. Mehr Transparenz unterstützt bei Entscheidun­gen über die berufliche Zukunft. Mit der dualen Ausbildung und der höheren Berufs­bildung im Paket ist genauso Karriere möglich wie mit Hochschulbildung. Für mehr Transparenz wird auch die neue Kampagne der IHK Koblenz zur höheren beruflichen Bildung sorgen, die in diesem Jahr an den Start geht.

Im November lag die Arbeitslosigkeit bei 2,6 Mio. Menschen – trotzdem ist die Fach­kräfte-Zuwanderung in aller Munde. Was kann die Weiterbildung hier beitragen?

H. Bentz: Grundsätzlich unterscheidet die Wirtschaft nicht nach Nationalität und Herkunft. Personalleiter haben die Aufgabe, Belegschaften mit Fähigkeitsprofilen so aufzubauen, dass das operative Geschäft abgebildet werden kann. Fehlt die Qualifikation im Inland, wird im Ausland gesucht. Fakt ist, Unternehmen brauchen gerade in Krisenzeiten gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter. Zeitgemäße Weiterbildung trägt ihren Teil dazu bei, die notwendigen Fertigkeiten und Kompetenzen zu vermitteln. Aus- und Weiterbildung ist damit konkrete Wirtschaftsförderung, sie unterstützt Menschen und Unternehmen.

S. Dyas: Vor der Pandemie bestand in einer Reihe von Branchen Fachkräftebedarf, der zum Teil nicht mehr gedeckt werden konnte. Es ist zu erwarten, dass dieses Thema nach der Pandemie in vielen Branchen wieder spürbarer wird. Grundsätzlich kann Weiterbildung bei Fachkräften aus dem Ausland neben der Anpassung an die aktuellen Unternehmensanforderungen und Standards auch die Integration unterstützen. Durch die Pandemie stehen jetzt einige Branchen stark unter Druck. Veränderungsprozesse werden beschleunigt, und es ist zu erwarten, dass es für viele Beschäftigte zu Veränderungen in Arbeitsverhältnissen kommt. Hier kann Weiterbildung, auch im Rahmen der IHK-Zertifikatslehrgänge, helfen, sich neues Knowhow anzueignen, um als Fachkraft auch in anderen Bereichen als bisher tätig werden zu können.

Wie wäre Ihr Vorschlag zur Senkung der Arbeitslosenzahlen?

H. Bentz: Als Industrie- und Handelskammer ist unser Gesamtportfolio durch die drei großen Marktbereiche Interessenvertretung, Unternehmensservice und Aus- und Weiterbildung darauf ausgerichtet, die Betriebe in unserer Region bestmöglich zu unterstützen und zu beraten. Agieren die Betriebe erfolgreich am Markt, bedeutet das im Umkehrschluss viele sichere Arbeitsplätze.

S. Dyas: Bildung und Weiterbildung sind der Schlüssel. Das Arbeitslosenrisiko sinkt mit steigendem Bildungsniveau. Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag die qualifikationsspezifische Arbeitslosenquote für Akademiker im Jahr 2019 bei 2,0 Prozent. Bei Fachkräften, die sich zum Meister- oder Techniker weiterqualifiziert haben, betrug die Arbeitslosenquote im Vergleichszeit­raum sogar lediglich 1,2 Prozent. Insgesamt zeigt sich, dass die Erwerbslosenquoten für Personen mit Fachschul-, Meister- oder Technikerausbildung seit Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau liegt.

Durch die aktuelle Corona-Pandemie hat sich der gesamte Arbeitsmarkt verändert. Welche gravierenden Veränderungen sehen Sie – aus Sicht der Weiterbildung – auf sich zukommen?

S. Dyas: Die Pandemie hat nach unserer Wahrnehmung besonders die Art des Zusam­menarbeitens verändert. Die größte Herausforderung war und ist die Digitalisierung – sowohl in den Unternehmen als auch bei der Vermittlung von Lerninhalten, von der Schule bis zur Weiterbildung. Mobiles Arbeiten, Führen auf Distanz, kollaboriertes Arbeiten bringen neue Anforderungen mit sich und damit Weiterbildungsbedarf. Die IHK-Akademie hat hier schon in den vergangenen Jahren viele Online-Lehrgänge und digitale Angebote entwickelt und an den Markt gebracht. Davon konnten wir in den vergangenen Monaten profitieren. Erfreulicherweise wurde die IHK-Akademie Koblenz auch bereits mehrfach für digitale Weiterbildungsangebote mit dem Comenius-Award ausgezeichnet. Im Herbst 2020 wurde der Lehrgang „Finanzbuch­halter/in (IHK)“ ausgezeichnet. Hier lernen die Teilnehmer mittels Printmedien und Online-Medien sowie durch eine Kombination von Onlinephasen und kompakten Präsenzveranstaltungen. Dies bedeutet für die Teilnehmer ein Lernen im eigenen Lerntempo und Rhythmus, ortsungebunden und zeitlich flexibel. Ich erwarte, dass wir mit unseren Angeboten in der Zukunft noch formatflexibler und digitaler werden und damit noch mehr Weiterbildungsinteressierten die Möglichkeit der beruflichen Entwicklung geben können.

H. Bentz:Meine Kollegin hat es ja bereits angesprochen. Die Wirtschaft ist volatil und die Bildungsbranche muss sich darauf einstellen. Corona hat uns vor Augen geführt, wie schnell ein berechenbar geglaubtes Jahr innerhalb von wenigen Wochen alle Akteure vor immense Herausforderungen stellen kann.

Wohin gehen die Trends und was wird am Ende wegfallen (Flops)?

S. Dyas: Dies sind die Fragen, die sich jeder Weiterbilder stellt und die das Arbeiten im Bildungsbereich so spannend machen. Die Nachfrage nach Weiterbildung kann man grundsätzlich in zwei Kategorien unterteilen. Die eine ist der aktuelle Bedarf. Gegen­wärtig sind dies Angebote zum Thema „Digitale Zusammenarbeit“. Im Jahr 2019 nahm beispielsweise das Thema „Datenschutz“ richtig Fahrt auf. Hier gilt es zur richti­gen Zeit das richtige Angebot im Portfolio zu haben. Die zweite Kategorie ist eher eine Art „Grundbedarf“, welcher beständig nachgefragt wird. Ein Klassiker sind hier beispielsweise Seminare für Menschen, die neu in der Führungsrolle sind, aber auch Zeitmanagement und Arbeitstechniken, ADA-Seminare, Office-Weiterbildung, Kommunikationstrainings sowie Lehrgänge zur Finanzbuchhaltung, Teamleitung und Personalmanagement. Hier gilt es ein gutes Seminarprogramm auf die Beine zu stellen, das über Jahre hinweg Menschen und Unternehmen weiterbringt. Die IHK-Akademie Koblenz ist sowohl mit Angeboten zum aktuellen Bedarf als auch beim Grundbedarf sehr gut aufgestellt. Insgesamt ist es wichtig, regelmäßig in die Produkt­entwicklung zu investieren und damit eine Nasenlänge vor dem Bedarf zu sein. Aus diesem Grund investieren wir jedes Jahr eine hohe Summe in die Entwicklung neuer Seminar- und Lehrgangsangebote und den Ausbau der Formatvielfalt. Dies erfordert etwas Mut, denn nicht immer treffen die Angebote auf die gewünschte Resonanz oder werden erst nach 1-2 Jahren intensiver nachgefragt.

Ein Beispiel war die Entwicklung einer Weiterbildung Datenschutzbeauftragter. Diese haben wir bereits vor mehreren Jahren entwickelt und an die Bedürfnisse der Unter­nehmen angepasst. So konnten wir die hohe Nachfrage im Zuge der Datenschutz­grundverordnung (DSGVO) mit einem von der Stiftung Warentest als eines der besten Angebote in Deutschland bewerteten Kurs bedienen. Ein gutes Stück vor dem Markt waren und sind wir teilweise noch mit den Weiterbildungen zum Technischen Teamleiter, dem Geprüften Industriemanager und – um auch einen anderen Bereich zu nennen – mit der Weiterbildung zum geprüften Sommeliermeister, der sich gerade am Markt etabliert.

Natürlich fallen auch immer wieder Weiterbildungsangebote aus dem „Sortiment“. So war vor einigen Jahren etwa die Weiterbildung zum Fremdsprachenkorresponden­ten sehr beliebt, diese hat mit zunehmenden Sprachkenntnissen bei den Mitarbei­tern an Bedeutung verloren.

Welche Weiterbildungsbereiche sind am beliebtesten (Top 10)?

H. Bentz: Die DIHK-Weiterbildungsumfragen erfassen die teilnehmerstärksten Weiter­bildungen bundesweit. Die TOP 5 sind Wirtschaftsfachwirt, Industriemeister, Betriebswirt, Technischer Fachwirt und Bilanzbuchhalter. Die Grundtendenzen zeigen sich auch im Bezirk der IHK Koblenz. Aufgrund der Tatsache, dass in der Region auch das Gastronomische Bildungszentrum Koblenz (GBZ) beheimatet ist, gehören hier auch die Abschlüsse Küchenmeister und Sommelier zu beliebten IHK-Weiterbildungs­abschlüssen in der Region.

S. Dyas: Aus Sicht der IHK-Akademie Koblenz nehmen wir besondere Nachfrage nach der Weiterbildung zur Elektrofachkraft in der Industrie als zweitem Standbein neben einem Metallausbildungsberuf, Online-Weinseminaren wie dem Assistant Sommelier und bei Themen aus dem Bereich Social Media, Online-Marketing und der Weiterbildung zum E-Commerce-Manager (IHK) sowie unseren neuen Online-Lehrgängen wie z. B. Recruiter (IHK) wahr.

Worin liegen die Herausforderungen für die Weiterbildung nach Corona?

H. Bentz: Corona hat alle Branchen im zurückliegenden Jahr massiv gefordert. Gerade auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt mussten innerhalb kürzester Zeit neue Formate etabliert werden, um weiterhin die Bedarfe der Betriebe und ihrer Mitarbeiter zu decken.

S. Dyas: Corona hat dem Thema „Digitale Weiterbildung“ einen Schub gegeben, spannend wird für die Zukunft die Verknüpfung der Präsenz-Weiterbildung mit den Vorteilen des digitalen Lernens über das gesamte Arbeitsleben. Das dürfte nach unserer Einschätzung zu einer Verbreiterung der Formatvielfalt führen. Stichworte sind hier Live Online und Hybrid Seminare. Bei Live-Online-Seminaren werden die Teilnehmer aktiv eingebunden und können mitgestalten. Trainer und Teilnehmer erleben den Unterricht live online im virtuellen Klassenraum. Bei Hybrid-Seminaren dagegen kann vom Teilnehmer bei der Anmeldung oder auch kurzfristig die Entschei­dung getroffen werden, vor Ort oder zu Hause am PC teilzunehmen. Diese erhöhte Flexibilität wird von den Teilnehmern außerordentlich positiv aufgenommen. Den Dozenten und Dozentinnen kommt beim Ausbau des digitalen Lernens eine beson­dere Bedeutung zu, daher unterstützen wir diese durch ein Dozentenprogramm, Supervision und Netzwerkrunden.  (Interview geführt mit Marc Mutert, 25.01.2021)

Dr. Holger Bentz (44) begleitete verschiedene Positionen im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung, bevor er 2013 zur Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz wechselte. Nach Stationen als stellv. Bereichsleiter in den Geschäftsbereichen Aus- und Weiterbildung sowie Interessenvertretung leitet er den Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung seit Mitte 2020.

Dr. Sabine Dyas (57) war als wissenschaftliche Mitarbeiterin, Unternehmensberaterin, Referentin für Marketing und kaufmännische Geschäftsführerin eines Bundesverbandes des Handwerks tätig. 2005 wechselte sie zur IHK Koblenz, wo sie bis 2013 als IHK-Regionalgeschäftsführerin die erste Ansprechpartnerin für die Unternehmen in den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied war. Seit 2013 ist sie die Geschäftsführerin der IHK-Akademie Koblenz e. V. und des Gastronomischen Bildungszentrum Koblenz e. V.

ÜBER DIE IHK-AKADEMIE Koblenz e.V.

Die IHK-Akademie Koblenz e. V. und das Gastronomische Bildungszentrum Koblenz (GBZ) e.V. bieten jährlich rund 1.000 Seminare und Lehrgänge zur beruflichen Aus -und Weiterbildung an. Gemeinsam mit fast 600 Dozenten aus der Wirtschaft begrüßen die Akademie und das GBZ pro Jahr rund 10.000 Teilnehmer vom Azubi bis zur Führungskraft. Geboten wird ein breites Themenspektrum von kaufmännischen Themen über Hotellerie- und Gastronomie-Themen, Social Media bis zu technischen Inhalten wie Elektrotechnik, SPS, CNC und Schweißen.

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