Generation Z – die gespaltene Seele einer ganzen Generation

Generation Z – die gespaltene Seele einer ganzen Generation

ExpressVPN hat unter 4.500 Menschen aus der Generation Z eine Umfrage gestartet. Rund 50 Prozent dieser Zielgruppe aus den USA, Frankreich und Deutschland, zwischen 16 und 24 Jahren gaben an, dass sie ein zweites, anonymes Social-Media Profil nutzen, um heimlich die Accounts anderer zu lesen und sich anonym zu äußern. Wie wichtig sind die sozialen Medien für die jungen Menschen und welche Auswirkungen hat dies auf ihr Wertesystem?

Unter der „Gen Z“ oder den „Post-Millennials“ versteht man die Generation, die unmittelbar vor und kurz nach dem Jahrtausendwechsel geboren wurden (Quelle: Pew Research Center und Wikipedia).
Dieser Zielgruppe ist ein leichter, intuitiver Zugang zu jeder Art von Technik zu Eigen und sie umgeben sich bereits in jungen Jahren damit. Diese Menschen haben bereits in der frühen Entwicklung einen leichten Zugang zu Inhalten aus der ganzen Welt wie auch den sozialen Medien und die Nutzung dieses Contents hat direkte Auswirkungen auf die Psyche, bzw. weitere körperliche Entwicklung der Heranwachsenden, da sie sehr oft auch mit Konsum, Gewalt, Sex und anderer – möglicherweise – diskriminierender, radikaler oder falscher Inhalte konfrontiert werden. Eltern wissen in Teilen nicht was ihre Kinder wirklich konsumieren. (Quelle: Klaus Hurrelmann)

In der Weiterführung dieses Gedankens haben die Angehörigen dieser Generation oftmals verfälschte Prioritäten oder favorisieren Dinge wie schnelles Geld, Konsum (in allen Facetten) oder Ruhm und Bekanntheit. Eine wertebasierte Ethik fehlt oftmals völlig.

Extrinsische Aufladung, mangelnder Selbstwert das sind oftmals die Folgen von Social-Media und ein permanenter Wettbewerb um Likes und Follower als Ausdruck von Beliebtheit und bestimmen über Wohl und Wehe der „Gen Z“.

Es ist bekannt, dass die exzessive Nutzung von Social-Media zur Ausschüttung von Glückshormonen führen kann. Laut Frances Haugen wird diese Erkenntnis von den Plattform-Betreibern gezielt eingesetzt, um die Nutzungszeiten massiv auszubauen und die User möglichst lange an die sozialen Medien zu binden. Aber auch der Druck ist enorm, denn eine ganze Welt ist Zuschauer und entscheidet positiv wie negativ über den Exhibitionismus der jungen Menschen. Schlankheits-, Fitness- und Schönheitswahn, Online-Mobbing, Radikalisierungen oder irgendwelche, vermeintlich witzigen, Challenges verführen die Nutzer dieser Portale dazu immer noch etwas besser als die letzte Veröffentlichung zu sein. So versucht man mehr Beliebtheitspunkte, sprich Follower, Likes und Klicks, zu generieren. Trotz all dieser bekannten Argumente sagt die Zielgruppe selbst: „Wir haben dort eine gute Zeit!“

Wir sprechen von Menschen, die in die Magersucht abrutschen, um einem gewissen Schönheitsbild zu entsprechen, von Jugendlichen, die in die Privat-Insolvenz fallen, weil sie unbedingt in Marken-Klamotten herumlaufen müssen oder teure Reisen buchen, um ein Bild an exotischem Ort posten zu können. Immer neue Trends werden präsentiert und die Halbwertzeit mancher Produkte, Trends oder Moden ist nicht der Rede wert. Heute Top, Morgen Flop und nichts ist älter als die Story von gestern. Doch nur wenige Menschen, die sogenannten „Influencer“, haben daraus ein erfolgreiches Erlösmodell entwickelt, dass von immer mehr jungen Menschen nachgeahmt wird.

Doch die Psyche – noch in der Entwicklung befindlich – folgt den „Vorbildern“ in einer Mischung aus Anerkennung, Hoffnung, Neid und dem Traum einmal genauso sein zu wollen. Dabei verlieren sie den Blick auf das Wesentliche oder den Bezug zur Realität. Sie betäuben sich mit Traumbildern und dem vermeintlich erfolgreichen und damit glücklichen Leben von Menschen, die sie nicht persönlich kennen, sammeln Likes und Klicks und sind maßlos enttäuscht und frustriert, wenn der eigene Erfolg ausbleibt, oder nur geringe Erfolge erzielt.

Die mobilen Endgeräte sind permanent im Einsatz. Einfachste Konversation in Familien weicht dem gemeinschaftlichen Blick auf den Bildschirm. In Restaurant sprechen Paare kaum miteinander, weil jeder in seiner persönlich-subjektiven Welt der sozialen Medien gefangen ist. Diese lauten: Facebook, Instagram, Twitter, TikTok, YouTube, Pinterest oder Snapchat.

Laut der Studie treffen sich junge Zielgruppen weniger persönlich mit Menschen, haben weniger Freunde, leben länger bei ihren Eltern, schlafen schlechter und oder weniger und machen seltener den Führerschein. Sie bekämpfen ihre Probleme mit Medikamenten und auch die Suizid-Rate ist in der „Gen Z“ höher als in anderen.

Psychologen warnen schon seit langem vor diesen Gefahren, doch ein „Entzug“ dürfte schwer werden. Die exzessive Nutzung führt zu Angstzuständen, zerstört das Selbstbild und ein Entzug lässt die User im Zustand des: „ich könnte was verpassen“, zurück. Dazu kommen die hohen Nutzungszeiten, die in Teilen ein Suchtverhalten nach sich ziehen. 93 Prozent der Befragten gaben an, dass Social-Media einen Negativ-Effekt auf ihr Selbstwertgefühl ausübt und das persönliche Selbstbild nachhaltig beeinflussen. Durch den frühen Zugang zu Social-Media, mobilen Endgeräten und einer generationsweiten Nutzung wurde es Teil des persönlichen Soziallebens und gehört mittlerweile zum Standard.

Klicks, Likes, Follower als Trigger für die Ausschüttung von Glückshormonen. Pornographie, Hass, Radikalisierung als ausgleichende Ausdrucksebene für Misserfolg. Das richtige Maß zu finden ist für die jungen Menschen schwer und die Selbstwahrnehmung steht zu den Messeinheiten in direkter Verbindung.

Wie ist das mit der Privatsphäre, denn der Generationenkonflikt beginnt bereits hier. Während die Generation der Eltern lieber ihre Wäsche zu Hause waschen, leben die Jugendlichen – mehr oder weniger – vieles öffentlich aus und diskutieren die Dinge mit der ganzen Welt. Und trotzdem haben die Millennials ein feines Gespür für Dinge, die sie zurückhalten. Die Grundlage ist eine enorme Medienkompetenz, die auf jahrelanger Erfahrung basiert und die manchen Erwachsenen völlig fehlt. Kontrolle ist hierbei das Schlüsselwort und viele nutzen einen anonymen oder Avatar-Account. So schützen sie sich selbst und auch den sensiblen Content. Anonymität als Schutz! Diese „Nicht-Öffentlichkeit“ geht aber auch in die andere Richtung, denn sie ermöglicht die Verbreitung von Hass, Fake-News und sonstigen destruktiven Inhalten.

Die Generation Z und die sozialen Medien sind in oftmals in widersprüchlicher Weise eng miteinander verbunden. Laut Studie befürchten 69 Prozent der Befragten, dass die großen Plattformen die Bilder und Videos der Nutzer an die nationalen Geheim-Dienste weiterleitet oder die Daten missbraucht, um die User zu beobachten und auszuspähen. Trotzdem würden 77 Prozent der Teilnehmer mehr von sich preisgeben, um berühmter und bekannter zu werden.

Sehen wir auf die erfolgreichen Influencer, so erkennen wir, dass bei manchen dieser Erfolgs-Stories gilt: „Lieber Fame als Unsichtbar“ oder anders ausgedrückt: Reduziere Deine Privatsphäre für maximale Bekanntheit, wenn diese auch durch kontroverse Aussagen oder maximal offene Authentizität erschaffen wird. Doch Influencer spielen geschickt mit den Trends, denn die meisten „maximal offenen“ Persönlichkeiten posten nichts zu Themen, die nicht gerade „hot“ sind. Denn auf einen auslaufenden Trend will keiner setzen.

Deren Follower hingegen fühlen sich minderwertig, denn sie erreichen oftmals nicht eine solche Bekanntheit, einen tollen Foto-Hintergrund oder können nicht auf einer Gala erscheinen, oder den Sommer mit einem Promi verbringen.

Ziehen wir einen Vergleich zwischen der Welt der Erwachsenen, den Eltern und der der Generation Z kann man nicht sagen, dass die Nutzungszeit von ein bis fünf Stunden in den sozialen Medien nicht wirklich viel ist, bedenkt man wie hoch allein die TV-Nutzung Anfang der 1990er Jahre war, oder das das Lesen einer Tageszeitung in der Regel knapp eine Stunde erforderte. Hinzu kommt, dass die Covid19-Pandemie ihr Übriges dazu beigetragen hat, denn was machen denn die Menschen während eines Lockdowns oder einer Quarantäne zu Hause? Sie suchen nach Ablenkung und die sozialen Medien lassen die Zeit nur so verfliegen.

Nach wie vor bleibt die Sorge nach dem wirklichen Einfluss der sozialen Medien und der großen Plattformen auf das Selbstbild junger Menschen und Zielgruppen. Das Bewusstsein dieser Einfluss-Sphären sollte klarer kommuniziert werden, damit die „Gen Z“ selbst entscheiden kann, was gut und was schlecht für sie ist und sich gegebenenfalls selbst reduziert. Social-Media ist ein permanenter Begleiter, doch der wirkliche Alltag, das wirkliche Leben findet außerhalb dieser Netzwerke statt. (04.12.2021, Marc Mutert)

Über den Autor:
Marc Mutert studierte Wirtschaftswissenschaften war im Anschluss daran in ausschließlich leitenden Funktionen tätig. Zu seiner beruflichen Expertise gehören namhafte Unternehmen aus den Branchen: Bürotechnik, MICE, Concert & Live-Communication, Media (TV, Print, Hörfunk, Online- und Social Media), Sport und Fitness, Tourismus und Immobilien. Zu seinen Partnern, Kunden und Arbeitgebern gehören und gehörten Unternehmen wie der Mittelrhein-Verlag, der Verlag für Anzeigenblätter sowie die RPR Hörfunkgruppe. Sein Fachwissen in den Bereichen: Produktentwicklung, Vertrieb, Event, Marketing und Kommunikation ist unwidersprochen, ebenso wie seine Erfolge. Seit 2015 ist er selbständiger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten: Digitalisierung, Sales-Entwicklung, Omni-Channel-Communication, Markenführung und Marktforschung. Dabei begleitet er die Unternehmen – meist aus dem Mittelstand – durch das komplette Changemanagement. Er steht für eine nachhaltige Business-Ethik mit ganzheitlichem Blickwinkel. Der „out of the box“-denkende Mensch ist privat tief in der rheinland-pfälzischen Gesellschaft verankert und international vernetzt. Bis heute ist er mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verbunden und untersützt diesen. Als freier Journalist schreibt er regelmässig für verschiedene Medien. Ehrenamtlich engagierte er sich als Kuratoriumsmitglied für die landesweite Sporthilfe und war Berater des Landessportbundes in Medienfragen. Während der Coronakrise engagierte er sich als freiwilliger Impfhelfer im Impfzentrum Mainz-Bingen.

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