Geothermie – die Chance auf russisches Gas verzichten zu können

Geothermie – die Chance auf russisches Gas verzichten zu können

Geothermie oder Erdwärme bezeichnet den zugänglichen Teil der Erdkruste und die darin gespeicherte Wärme. Diese thermische Energie aus dem Erdinneren zählt zu den regenerativen Energien, welche durch Erdwärmeüberträger genutzt werden kann. Sie kann sowohl zum Kühlen wie zum Heizen genutzt, zur Erzeugung von elektrischem Strom oder in einer kombinierten Kraft-Wärme-Kopplung nutzbar gemacht werden. Neben Sonnen-, Wind- oder Gezeiten-Energie ist sie einer der Schlüssel für eine Energiewende. Ingenieure arbeiten seit langem damit und kombinieren sie bei Neubauten gern mit einer unterstützenden Gasheizung, Solar-Panel und Energiespeicher-Einheiten.

Vorteile:

  • Unendliche Verfügbarkeit

  • Sehr gute Ökobilanz

  • Emissionsfrei

  • Kostenfreie Verfügbarkeit

  • Tag und Nacht gleichmäßig nutzbar

Nachteile:

  • Wirtschaftlichkeit nicht immer und überall gegeben

  • Standortabhängigkeit (hier ist eine genau Prüfung und Planung nötig, um die Wärme am Ende an den Bedarfsort zu bringen)

  • Betrieb von Wärmepumpen notwendig

Die Erdwärme entsteht durch verschiedene Prozesse. Zum einen aus dem Zerfallsprozess von radioaktiven Stoffen im Erdinneren, durch die tellurischen Ströme selbst, die große Mengen von Hitze abgeben und aus der Restwärme aus der Zeit, als die Erde entstand.

Der Bundesverband Geothermie veröffentlichte folgendes Rechenexempel, nach dem die verfügbare Energiemenge in einer Tief von drei bis sieben Kilometern Tiefe ausreicht, um die Bundesrepublik Deutschland für die nächsten 10.000 Jahre komplett mit Strom und Wärme zu versorgen.

Trotzdem wird sie, sowohl von der Politik wie auch von den Energieversorgern, unterschätzt. Unabhängig von Sonne oder Wind gibt sie die Energiemengen gleichmäßig und berechenbar ab. Vorausgesetzt sie wird entsprechend gefördert und die Techniken werden weiterentwickelt, was nicht unerhebliche Investitionen nach sich zieht.

Für viele Ballungsräume, Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser wäre sie eine stabile und funktionale Energiequelle, doch Großanlagen sind eher die Seltenheit. Die Forschung konzentriert sich hingegen auf Wasserstoff, Batterietechnik oder die bekannte Wind- und Sonnenenergie.

Nach nur wenigen 100 Metern Tiefe sind Wasserschichten erreichbar die zwischen 30 und 100 Grad Celsius haben. In einem geschlossenen Kreislaufsystem wäre dies ideal. Nicht nur in der Antike wusste man Thermen zu nutzen. Der Legende nach ging Atlantis unter, weil die Bewohner die tellurischen Ströme (die Lava auf denen die tektonischen Platten schwimmen) anzapften.

Die Geothermie fördert auch solche Ängste, denn einige Bohrungen in der Vergangenheit lösten kleinere Erdstöße aus. Doch viele Wissenschaftler geben die frühen Erfahrungen mit Beben als beherrschbar an und verweisen auf die moderne Technik und ein umfangreiches Risikomanagement, um solcherlei von vornherein zu vermeiden.

Deutschland gilt dabei als Ideal, denn der Untergrund im Norden und Süden bietet die entsprechenden Voraussetzungen. Die Stadt München setzt bereits darauf und die Geothermie liefert einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung. Die bayrische Landeshauptstadt nutzt dabei Tiefenwärme und speist es in das vorhandene Fernwärmenetz ein. In Rheinland-Pfalz kooperieren die Stadtwerke Speyer und Schifferstadt dabei, um das Projekt „Geothermie Rhein-Pfalz“ zu realisieren und die Region mit Erdwärme versorgen. Auch Baden-Württemberg setzt auf Geothermie. Die MVV Mannheim und die Vulcan-Energie lancieren ein entsprechendes Projekt.

Gerade vor dem Hintergrund der russischen Gaslieferungen, der massiven Preissteigerungen von Gas und Öl sind dies hoffnungsvolle Neuigkeiten. Die aktuelle Energiekrise lässt die Regierungen auf Bundes- und Landesebene aufhorchen. Man erkennt welchen Wert die Geothermie hat, um die Klimaziele zu erreichen und sich unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen. Für einen entsprechenden Paradigmenwechsel müssen vor allem die großen Energie-Konzerne mitspielen und auf die veralteten Atom-Kraftwerke, Kohle- oder Müllverbrennungs-Kraftwerke verzichten. Laut Helge-Uve Braun macht die Wärmeversorgung rund 40 Prozent der Primärenergie aus und genau hier könnte die Erdwärme eingesetzt werden, da sie wetterunabhängig, klimaneutral, emissionsfrei, kosten- und krisenfrei, preisstabil und erneuerbar sei.

Der Energie-Riese Vattenfall veröffentlichte einen 12 Punkte Plan zur Wärmewende und der Förderung der Geothermie. Das Impulspapier benennt zwölf energiepolitische Maßnahmen, mit denen die Wärmeversorgung in Deutschland klimafreundlich, günstig und unabhängig abgesichert werden kann.

Die konkreten Vorschläge:

Ausbau bestehender städtischer Fernwärmenetzwerke

Installation von Geothermiekraftwerken bundesweit
Laufzeit bis ins Jahr 2030
Bundesstaatliche Unterstützung in Höhe von 2,5 Milliarden Eure
Mehr Forschung im Bereich Tiefengeothermie
Förderung von Innovationsprojekten
Günstiger Strom zum Betrieb der Wärmezirkulation
Industrielle Nutzung der Geothermie
Weiteres Standbein neben Wasserstoff, Solar-, Gezeiten- und Windenergie

Wie sich die Nutzung der Erdwärme – langfristig – auf den Untergrund auswirkt und welche Folgen und Risiken es zu beachten gilt muss dabei jedoch langfristig erforscht werden. (16.04.2022, Marc Mutert)

Über den Autor:
Marc Mutert studierte Wirtschaftswissenschaften und war im Anschluss daran in ausschließlich leitenden Funktionen tätig. Zu seiner beruflichen Expertise gehören namhafte Unternehmen aus den Branchen: Bürotechnik, MICE, Concert & Live-Communication, Media (TV, Print, Hörfunk, Online- und Social Media), Sport und Fitness, Tourismus und Immobilien. Zu seinen Partnern, Kunden und Arbeitgebern gehören und gehörten Unternehmen wie der Mittelrhein-Verlag, der Verlag für Anzeigenblätter sowie die RPR Hörfunkgruppe. Sein Fachwissen in den Bereichen: Produktentwicklung, Vertrieb, Event, Marketing und Kommunikation ist unwidersprochen, ebenso wie seine Erfolge. Seit 2015 ist er selbständiger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten: Digitalisierung, Sales-Entwicklung, Omni-Channel-Communication, Markenführung und Marktforschung. Dabei begleitet er die Unternehmen – meist aus dem Mittelstand – durch das komplette Changemanagement. Er steht für eine nachhaltige Business-Ethik mit ganzheitlichem Blickwinkel. Der „out of the box“-denkende Mensch ist privat tief in der rheinland-pfälzischen Gesellschaft verankert und international vernetzt. Bis heute ist er mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verbunden und untersützt diesen. Als freier Journalist schreibt er regelmässig für verschiedene Medien. Ehrenamtlich engagierte er sich als Kuratoriumsmitglied für die landesweite Sporthilfe und war Berater des Landessportbundes in Medienfragen. Während der Coronakrise engagierte er sich als freiwilliger Impfhelfer im Impfzentrum Mainz-Bingen.

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