Axel Springer Verlag und der Tanz mit sich selbst (ein Kommentar)

Axel Springer Verlag und der Tanz mit sich selbst (ein Kommentar)

Der Axel Springer Verlag (BILD / welt) und seine diversen öffentlichen Vertreter, Männer wie Kai Dickmann, Julian Reichelt oder der Vorstandsvorsitzende – Matthias Döpfner – wurden und werden immer wieder kritisch beeugt. Dabei werden Aussagen und Verhalten – auch von anderen Medien – untersucht wie auch bewertet. Gerade die Dominanz des Verlags innerhalb der deutschen Medienlandschaft ist dafür mitverantwortlich. Doch es gibt auch tiefergehende Fragen wie eine stark konservative Überzeugung und die bisweilen provokanten Headlines zu relevanten gesellschaftlichen Themen, die immer wieder Anlass zur Kritik geben. Aktuell werden Fragen wie die Unternehmenskultur im Allgemeinen, die Einstellung oder Aussagen von Matthias Döpfner im Besonderen und der Umgang von Axel Springer SE mit Julian Reichelt öffentlich diskutiert. Fast jeden Tag ein neuer Artikel und es scheint kein Ende zu nehmen. Kontroverse Chat-Protokolle des Vorstandsvorsitzenden eine Krisensitzung des Verlages in Nord-Amerika oder die Schadenersatzforderung in Millionenhöhe an den ehemaligen Chefredakteur. Es nimmt kein Ende.

Der Axel-Springer-Verlag kommt einfach nicht zur Ruhe. Vorwürfe wegen Fehlverhaltens der Chefredaktion. Aussagen des Vorstandsvorsitzenden, der mutmaßlich Einfluss auf die redaktionelle Unabhängigkeit nimmt und mit seinen Aussagen den Menschen in Deutschland wie der Politk vor den Kopf stößt. Mancher fragt sich, ob dies nur die Spitze des Eisbergs ist und ob die Unternehmenskultur selbst zu untersuchen sei. Vorwürfe von Drogenmissbrauch während der Arbeitszeit, Machtmissbrauch, Fehlverhalten gebenüber weiblichen Mitarbeitern und Untergebenen, öffentlich vorgestellte Kündigung- oder Schadenersatzprozesse und dazwischen Chatprotokolle die einen Einblick in das persönliche Denken und die Überzeugungen von Matthias Döpfner zulassen.

Gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika, ein Land in dem die Axel Springe SE Marktanteile gewinnen möchte, liegen die Unternehmenskultur, die handelnden Personen und die Auswirkungen auf dem Seziertisch. Medien wie die New York Times stellen unangenehme Fragen, aber auch hier in Deutschland wird stark nachgebohrt, wenn man die Artikel von Zeit und Spiegel und ander Medien betrachtet. Die “weiße Weste” des Medienkonzerns und der Entscheidungsträger ist nicht mehr weiß, nein Unternehmen und handelnde Personen sehen sich einem weitreichenden Imageschaden gegenüber.

Doch worum geht es genau? Da ist die Schadenersatzklage des Verlages, in Millionenhöhe, gegen den ehemaligen Chefredakteur Julian Reichelt wegen seines mutmaßlichen Fehlverhaltens. Die Zeitung “Zeit” veröffentlichte zugespielte Chatverläufe von Matthias Döpfner zu Angela Merkel, Bürgerinnen und Bürgern im Osten Deutschlands sowie, als Einflussnahme auf die Redaktion zu verstehende, Kommentare zur FDP. Döpfner ist bekannt für seine – in Teilen – provokanten Aussagen in der Öffentlichkeit, die immer wieder einmal für Unverständnis oder Erstaunen sorgen.
Doch die gebündelte Präsenz und Dokumentation der Chats und die daraus abgeleiteten Einblicke in das Denken und Fühlen eines der mächtigsten Medienmanagers in Europa rücken das Haus in ein schlechtes Licht. Selbst die aktuelle BILD-Chefredakteuren, Marion Horn, erwartete eine Erklärung von ihrem Vorstandsvorsitzenden. Dabei bezog sie sich auf herabwürdigenden Aussagen gegenüber ostdeutschen Bürgern, eine negative Bewertung der Kanzlerschaft von Angela Merkel und einer redaktionellen Unterstützung der FDP während des Wahlkampfes zur Kanzlerschaft. Bezogen auf einen längeren Zeitraum wurden Chats und Emails ausgewertet, die der Zeit-Redaktion wie auch Ippen-Investigativ vorlagen. Matthias Döpfner hat sich mittlerweile öffentlich entschuldigt und seine Formulierunen als „Quatsch und Übertrieben“ definiert, basierend auf emotionalen Reaktionen zum Tagesgeschehen. Laut Kress-News wurden auch der Berliner Zeitung und dem dortigen Verleger, Holger Friedrich, “sensible Informationen aus dem Springer-Kosmos” zugespielt. Verleger und Redaktion entschieden jedoch diese nicht zu nutzen, da eine Veröffentlichung “gegen Persönlichkeitsrechte und weitere professionelle Standards verstießen hätten.” Darüber hinaus informierte der wirtschaftlich Verantwortliche der Berliner Zeitung den Springer Verlag über die vorliegenden Daten, die (laut Kress-News) als Quelle Julian Reichelt benennt.

Medienexperten prognostizieren einen internationalen Imageschaden für den deutschen Medienkonzern. Man hinterfragt offensiv eine Führungskultur sowie den „Code of Conduct“, der 2013 bei Springer eingerführt wurde und der – durch die aktuellen Ereignisse – immer wieder ad absurdum geführt wird.
Dieser dokumentiert ganz klar, dass sich die Führungskräfte ihrer Verantwortung bewusst sein sollten und damit einhergehend ein Verhalten präsentieren, welches ethisch einwandfrei ist und von persönlichen Interessen und Beziehungen unbeeinflusst bleibt.

Der Kündigungsbegründung von Julian Reichelt war zu entnehmen, dass dieser „privates und berufliches nicht klar getrennt habe und dem Vorstand darüber die Unwahrheit sagte.“ Vor diesem Hintergrund stellt sich jedoch auch die Frage, ob der Vorstandsvorsitzende, Matthias Döpfner, nicht selbst ein Problem damit hat privates und berufliches zu trennen. Darum das Fazit: Axel Springer SE – quo vadis? (27.04.2023, ein Kommentar von Marc Mutert)

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