Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind zum Umdenken gezwungen – bis zu vier Millionen Arbeitnehmer stehen bis 2030 vor Jobwechsel

Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind zum Umdenken gezwungen – bis zu vier Millionen Arbeitnehmer stehen bis 2030 vor Jobwechsel

Die Pandemie ist vorüber und mehr und mehr Arbeitgeber zitieren ihre Mitarbeiter ins Büro zurück, was den lauter werdenden Wünschen der Arbeitnehmer, nach mehr Flexibilität, entgegensteht. Die neue YouGov-Studie vom 13. Juni 2022, im Auftrag des Technologieunternehmens „Slack“, dokumentiert, dass ein Drittel aller Angestellten vollständig im Büro arbeitet, selbst wenn die Führungskräfte über mehr Freiheiten nachdenken und diese, in Teilen, auch gewähren. 77 Prozent der befragten Führungskräfte ist es gleich, wo die Mitarbeiter ihrer Tätigkeit nachkommen, solange die Leistung nicht abfällt. Doch jede dritte Führungskraft lehnt das ab, um die Kontrolle über die Angestellten nicht zu verlieren.

Die Mitarbeiter hingegen sehnen sich nach mehr Flexibilität am Arbeitsplatz. 68 Prozent der Befragten gaben an, bereits vom Urlaubsort aus gearbeitet zu haben und sie würden dies durchaus auch erneut realisieren. Allerdings hätten nur 15 Prozent eine Erlaubnis hierfür und nur 13 Prozent nutzen diese Möglichkeit grundsätzlich. 73 Prozent der Befragten sagten aus, dass sie nicht außerhalb von Büro oder Wohnort gearbeitet haben. Nur 13 Prozent arbeiteten im Homeoffice, bei Freunden oder Familie. Die Führungskräfte schlagen hier mit 14 Prozent zu Buche.

Auch der Markforschungsriese McKinsey Global Institute (MGI) glaubt, dass die Corona-Krise die Situation am Arbeitsmarkt verschärft hat und entsprechende Umbrüche zu erwarten sind. Man rechnet dort damit, dass über 100 Millionen Beschäftigten (weltweit) betroffen sein könnten. Gerade Arbeitnehmer mit direktem Kundenkontakt am Point of Sales (POS) oder Menschen im Vertrieb stehen hier besonders im Fokus. In der Folge heißt dies, dass rund 10,5 Millionen Arbeitnehmer vor massiven Veränderungen stehen und 6,5 Millionen davon umgeschult, bzw. weitergebildet werden müssen. Jeder vierte Angestellte könnte zukünftig im Homeoffice arbeiten. Die Ursachen: Der Fortschritt bei der Digitalisierung und die Spätfolgen von SarsCov2.

Covid19 wird die Umbrüche am deutschen Arbeitsmarkt bis 2030 weiter verschärfen, so dass Beschäftigte gezwungen sein werden sich mit neuen Qualifikationen und Fähigkeiten auszustatten, um im Arbeitsmarkt weiterzukommen. Mehr als vier Millionen Arbeitnehmer könnten sogar gezwungen sein in andere Berufsbilder zu wechseln, weil die Nachfrage nach deren bisherigen Tätigkeiten sich reduziert. Das zeigt die Studie „The future of work after COVID-19“.

McKinsey hatte hierfür die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in den Ländern Deutschland, Vereinigte Staaten von Amerika, China, Japan, Spanien, Indien, Frankreich und England untersucht. Das Fazit lautet: „Die Corona-Pandemie beschleunigt Trends in Arbeitswelt und Gesellschaft.“

Diese Trends lauten:

  • Ausbau des eCommerce

  • Mobiles Arbeiten von überall möglich

  • Virtuelle Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen

  • Automatisierung von Prozessen in der Produktion

  • Einsatz von künstlicher Intelligenz in allen unternehmerischen Bereichen

Laut Ayhan Benzer, Geschäftsführer des SEO-Studios und Creo-Chat sind es gerade die technischen Entwicklungen, die den Arbeitsplatz der Zukunft gestalten: „Wir erleben eine technische Revolution an der Workstation. Ich denke es wird mehr als 100 Millionen Arbeitnehmer betreffen, die sich aktiv weiterentwickeln müssen, da sich die Arbeitswelt, wie wir sie kannten, exponentiell entwickelt. Lebenslanges Lernen wird zur Realität. Die technischen Sprünge gehen immer weiter. Wir können die Entwicklungen bereits in den Sales-Bereichen und in der Bankenbranche verfolgen. Auch die Logistik verändert sich weiter vor dem Hintergrund der Automation, selbstfahrender LKW oder die Fabrikation, die mehr und mehr automatisch erfolgt. Dazu kommt, dass diese Veränderungen neue Jobs kreieren, die es aktuell noch nicht gibt. Dafür braucht man dann Arbeitnehmer. Manche bekannten Probleme lassen sich aber nicht durch die Digitalisierung regeln, wie beispielsweise die Überalterung der Gesellschaft und der Personal-Notstand im Pflege- und Gesundheitsbereich. Auch hier wird es nötig sein Mitarbeiter zu finden, die der Generationen-Verantwortung entsprechen.“

Deutschland als Exportland ist von den Veränderungen in Europa stark betroffen. Grund hierfür: der Anteil des verarbeitenden Gewerbes, welches die höchsten Automatisierungsverschiebungen ausweist (27 Prozent). Deutschland hat zudem – im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern – den größten Anteil an Tätigkeiten, die vom Homeoffice aus erledigt werden könnten. Das heißt, dass jeder vierte Beschäftigte (24 Prozent) seiner Arbeit an vier von fünf Tagen von zu Hause aus nachkommen kann.

Eine weitere Folge dokumentiert der aktuelle Immobilienmarkt, der laut der McKinsey Studie zeigt, dass immer mehr Büroflächen leer stehen. Binnen Jahresfrist stieg der Berliner Büroflächenleerstand um 27 Prozent an. In München um ganze 14 Prozent und in Frankfurt und Düsseldorf um 8 Prozentpunkte. Auch Geschäftsreisen könnten sich langfristig reduzieren, um bis zu 20 Prozent. Grund hierfür sind stabile Videokonferenztechniken und weitersinkende Kommunikationskosten bei steigenden Datenvolumen.

In Deutschland sind davon betroffen:

  • 3,1 Mal mehr Frauen als Männer

  • 2,7 Mal mehr Beschäftigte mit höherem Bildungsabschluss

  • 1,4 Mal mehr Arbeitnehmer die jünger als 24 Jahre sind

Es gibt einen ethisch-philosophischen Ansatz sowie eine entsprechende Selbstwahrnehmung im Bereich der Work-Life-Balance, die aber bei vielen Unternehmen nicht oder nur wenig Beachtung finden. Vor dem Hintergrund des Personal-Schwunds ist dies ein fataler Fehler, so die Studie.

Die Beschäftigten legen zunehmend mehr Wert auf soziale, emotionale und relationale Aspekte ihrer Arbeit – doch die Arbeitgeber sind oft nicht auf solche Ansprüche eingestellt und reagieren empfindlich. Wenn Arbeitgeber denken, dass wenn sie nur genug Gehalt ausweisen, die Mitarbeiter dauerhaft bleiben, liegen sie völlig falsch. Für den Arbeitnehmer von Heute und Morgen sind andere Parameter mittlerweile relevanter. Die Argumente sind nachvollziehbar: ein Wohnort in der Nähe vom Arbeitsplatz, ein positive Arbeitsatmosphäre, Aufstiegs- oder Entwicklungsmöglichkeiten, eine ausgewogene Work-Live-Balance oder auch kleinere Mehrwerte wie: flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice, Obst und kostenfreie Getränke am Arbeitsplatz oder Gesundheitsprogramme und strategische Partnerschaften mit Fitness-Studios, oder Schwimmbädern, Sportvereinen und so weiter“, meint Burkhard Hau, Geschäftsführer von www.aktuell4u.de und www.knowhau.media, der seit vielen Jahren diese Haltung vertritt und in seinen Unternehmen auch kultiviert hat. (18.06.2022, Marc Mutert)

Über die Studie:

Das McKinsey Global Institute (MGI) erstellt als Forschungseinrichtung von McKinsey & Company regelmäßig Studien zu ökonomischen Fragen und Trends. Gegründet wurde der Think Tank 1990 in Washington D.C. Link: https://www.mckinsey.com/mgi/overview


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