Russlands Invasion in der Ukraine und die Auswirkungen für die Weltwirtschaft

Russlands Invasion in der Ukraine und die Auswirkungen für die Weltwirtschaft

Was Deutschland vom Krieg Vladimir Putins hält, ist seit der Ansprache des Bundeskanzlers offensichtlich und doch trägt Deutschland hier eine besondere Verantwortung, denn die Blaupause, an die sich die Autokratie Moskaus hält, stammt aus dem Deutschland der 1930er Jahre, als das Dritte Reiche zuerst die Tschecheslowakei, dann Österreich und im Anschluss Polen annektierte und dafür auch – leicht durchschaubare – Propaganda einsetzte und von der Unterdrückung Teilen der Bevölkerung sprach und das man diese „ja retten müsse“. Im Gegensatz zu damals ist die Welt der Globalisierung viel enger und vor allem feiner vernetzt, die Auswirkungen eines Krieges für die Weltwirtschaft – selbst in einem regionalen Konflikt – verheerend. Der Krieg in der Ukraine hat durchaus Rückschläge ausgelöst, nicht nur gegen die Kriegstreiber persönlich, auch gegen die russische Bevölkerung, die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft. Die Welt leidet schon lange unter verschiedenen Konflikten, ob Syrien, Afghanistan oder dem Irak und auch diese haben ihre Spuren hinterlassen: fallende Aktienkurse, verworrene Lieferketten, steigende Inflation und damit der Absturz von Währungen. Die Machthaber und Militärs in Russland spielen mit dem Feuer und erkennen nicht, dass sie schon längst einen weltweiten wirtschaftlichen Flächenbrand angezündet haben.

Bis jetzt ist der Schaden noch überschaubar, aber nur weil weder Russland, noch die Ukraine Wirtschaftstitanen sind. Sie haben natürlich eine große Relevanz als Energieversorger, in Sachen Nahrungsmitteln wie Weizen und Mais sowie bei Erzen und Metallen, aber alles zusammen macht weniger als 2 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes aus.

Sollte der Konflikt sich jedoch ausweiten und in die Länge ziehen, was durchaus passieren kann, werden die Folgen für die Schwellenländer sowie China und die USA begrenzt sein. Oxford Economics prognostizieren für dieses Jahr nur einen Rückgang des globalen BIP um 0,2 Prozent. Doch der Wert Russlands als Energielieferant wird eine Preissteigerung unmittelbar zur Folge haben und damit gerade in den hievon abhängigen Ländern einen Schaden verursachen. Nicht zuletzt weil die Europäer rund 40 Prozent des Erdgases aus den GUS-Staaten bezieht. Moskaus kriegerische Aktivitäten bergen das Risiko einer Inflation und weiterer wirtschaftlicher Auswirkungen.

Die äußerst harten Restriktionen und Sanktionen seitens der Vereinten Nationen, der Vereinigten Staaten oder der Europäischen Union gegen Russland sind beispiellos und sie treffen dasa Land und die Menschen dort hart. Nicht zuletzt die Abkopplung vom SWIFT-Zahlungssystem wird die GUS-Staaten vom Devisenhandel trennen. Der Würgegriff wird enger und enger und die Auswirkungen im Alltag werden alle spüren. Der Rubel ist im freien Fall, die Bevölkerung hebt ihr Barvermögen von den Konten ab, verliert das Vertrauen in die russischen Banken. Apple und Google Pay sind gesperrt, welche großen Einfluss in den GUS-Staaten haben. Laut I Institute of International Finance wird die russische Wirtschaft einen zweistelligen Rückgang erfahren und Oxford Economics zeigt an, dass die Erfahrungen aus anderen Kriegen zeigen, dass davon auszugehen ist, dass die ukrainische Wirtschaft bis zu 60 Prozent einbrechen kann. Je nach dem wie weit der Zerstörungsgrad durch das Militär und die Dauer sein wird. 

Für Europa sind die Folgen ebenfalls schon jetzt zu spüren. Spritpreise von mehr als zwei Euro pro Liter Benzin oder Diesel sind in Deutschland bereits Realität und lassen sich direkt auf den Konflikt zurückführen. Die Erdgaspreise stiegen um 20 Prozent unmittelbar nach Kriegsbeginn. Der hohe Gaspreis wird zu einer höheren Inflation führen. In der Folge werden die Haushalte weniger Geld für Konsum ausgeben können, da die Lebenshaltung teurer wird.

Im vierten Quartal 2021 verlor die deutsche Wirtschaft rund 0,7 Prozent und es droht eine technische Rezession, wenn die Wirtschaft im ersten Quartal 2022 erneut schrumpfen sollte. Der von Kanzler Olaf Scholz zugesagte Invest in eine Aufstockung der Bundeswehr wirkt dem konjunkturellen Abschwung allerdings entgegen.

Die Weltwirtschaft erholte sich erstaunlich schnell von den Auswirkungen der Pandemie und jeder versuchte genügend Rohstoffe und technische Komponenten zu erhalten, um ausreichend Produkte herzustellen. Diese Anfrage führte zu einer Überforderung in der Herstellung dieser Komponenten und der Logistik solcher Rohstoffe. Deutlich wurde es an steigenden Holzpreisen im Jahre 2021 oder den Engpässen bei Computer-Chips sowie einer Überforderung des weltweiten Logistik-Systems. Die Ukraine und Russland produzieren rund 70 Prozent des weltweiten Neons, was eminent für die Herstellung von Halbleitern ist, was sich direkt auf den Mangel an Computer-Chips auswirken wird. Nach der Annexion der Krim stieg der Neonpreis um satte 600 Prozent an. 13 Prozent des weltweiten Titan-Bedarfs kommen ebenfalls aus den beiden Ländern. Titan ist wesentlich für die Herstellung von Flugzeugen, im militärischen Bereich und in der High-Tec. Dann sind da 30 Prozent des Palladiums, welches für Autos, Mobil-Telefone und Zahnkosmetik benötigt wird. Die Auswirkungen lassen sich beliebig weiterführen, denn 17 Prozent des Erdgases und 12 Prozent des weltweiten Öls kommen aus den beiden Ländern. 30 Prozent der weltweiten Weizen-Exporte stammen von dort. 19 Prozent Mais, 80 Prozent Sonnenblumenöl. Demnach werden sich auch die Lebensmittelpreise stark erhöhen. Die Preise waren bereits vor dem Konflikt auf dem höchsten Stand seit 2011 und andere Länder leiden bereits unter einer Lebensmittelknappheit. 

In den USA stiegen die Verbraucherpreise – gegenüber dem Vorjahr – um 7,5 Prozent an. In Europa steigt die Inflation beim Euro um 5,8 Prozent (gegenüber 2021). Zeitnah wird die Zentralbank in den USA die Zinsen erhöhen, um der Inflation entgegenzuwirken. Auch die Europäische Zentralbank verringert ihre Bemühungen die Wirtschaft nach der Pandemie anzukurbeln. Inflationsdruck versus Volkswirtschaft. Die Entscheider in den Zentralbanken müssen zwischen Pest und Cholera wählen und wir stehen erst am Anfang. Wer weiß was passiert, wenn der Krieg sich ausweitet. (05.03.2022, Marc Mutert)

Über den Autor:
Marc Mutert studierte Wirtschaftswissenschaften und war im Anschluss daran in ausschließlich leitenden Funktionen tätig. Zu seiner beruflichen Expertise gehören namhafte Unternehmen aus den Branchen: Bürotechnik, MICE, Concert & Live-Communication, Media (TV, Print, Hörfunk, Online- und Social Media), Sport und Fitness, Tourismus und Immobilien. Zu seinen Partnern, Kunden und Arbeitgebern gehören und gehörten Unternehmen wie der Mittelrhein-Verlag, der Verlag für Anzeigenblätter sowie die RPR Hörfunkgruppe. Sein Fachwissen in den Bereichen: Produktentwicklung, Vertrieb, Event, Marketing und Kommunikation ist unwidersprochen, ebenso wie seine Erfolge. Seit 2015 ist er selbständiger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten: Digitalisierung, Sales-Entwicklung, Omni-Channel-Communication, Markenführung und Marktforschung. Dabei begleitet er die Unternehmen – meist aus dem Mittelstand – durch das komplette Changemanagement. Er steht für eine nachhaltige Business-Ethik mit ganzheitlichem Blickwinkel. Der „out of the box“-denkende Mensch ist privat tief in der rheinland-pfälzischen Gesellschaft verankert und international vernetzt. Bis heute ist er mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verbunden und untersützt diesen. Als freier Journalist schreibt er regelmässig für verschiedene Medien. Ehrenamtlich engagierte er sich als Kuratoriumsmitglied für die landesweite Sporthilfe und war Berater des Landessportbundes in Medienfragen. Während der Coronakrise engagierte er sich als freiwilliger Impfhelfer im Impfzentrum Mainz-Bingen.

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