Sollten wir weiterhin oder in Zukunft mit Russland Geschäfte machen?

Sollten wir weiterhin oder in Zukunft mit Russland Geschäfte machen?

Unmittelbar nach Beginn der Militär-Offensive Russlands gegen die Ukraine erheben eine Vielzahl von Unternehmen ethische Bedenken darüber im GUS-Föderationsgebiet weiterhin tätig zu sein. Andere hingegen lehnen es ab, dass russische Volk büßen zu lassen, was in Einzelnen nur V. Putin zu verantworten hat. Doch wer geht und wer bleibt ist so verschieden wie Ursprungsländer, aus denen diese Unternehmen stammen. Google-Pay und Apple Pay sperrten sich ziemlich schnell und legten so das russische Nahverkehrsnetz lahm. Es folgten große Marken wie Mercedes-Benz, Volkswagen, Obi und Ikea. Dem entgegen stehen Unternehmen wie Metro oder Globus, die beide ihre Verantwortung für die Mitarbeiter und die Versorgung mit Lebensmitteln für die russische Bevölkerung sehen. Die Pharma-Riesen BASF, Stada oder Bayer sehen sich in der Pflicht Russland mit Medikamenten zu versorgen, um nicht auch eine humanitäre Katastrophe innerhalb Russlands zu provozieren.

Gerade Unternehmen aus Deutschland sind stark engagiert in Russland und den anderen GUS-Staaten und haben große Summen investiert, gerade auch die Auto-Industrie. Es geht um zehntausende Jobs und Existenzen, um Milliarden von Umsätzen sowie um Marktanteile, die zur Disposition stehen. Andere Unternehmen – wie Siemens – sind über zwei Weltkriege und den Kommunismus hinweg in Russland aktiv und doch schließt Siemens jetzt das Neugeschäft in Russland. Über 3.500 Unternehmen sind laut der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK) aktiv in den GUS-Staaten.

Putin droht aktuell sehr häufig. Nicht nur Schweden und Finnland im Besonderen, Anti-Kriegs-Demonstranten auf der Straße oder dem Westen ganz allgemein. Nein auch ausländischen Journalisten und den Unternehmen die ihre Aktivitäten einstellen: „Entweder Ihr bleibt, oder werdet enteignet.“ Das hat der Kreml-Chef schon des Öfteren seinen Gegnern angetan. Man erinnert sich noch gut an Michail Chodorkowski, den ehemaligen Hauptaktionär des Energiekonzern von Yukos, der bei Putin in Ungnade fiel und wegen Steuerhinterziehung für fast elf Jahre im Gefängnis verschwand. Doch seine eigentliche Sünde war es die Opposition zu unterstützen, persönlich und finanziell.

Die Sanktionen gegen Russland haben massive wirtschaftliche Folgen für die Vermögenswerte des Landes. Um diese auszugleichen ist eine Enteignung prädestiniert. So gelingt es dem Kreml Zugriff auf sehr große Vermögenswerte zu erhalten und diese dem Staat oder Putins Paladinen zuzuführen. Diese Verluste drohen im Gegenzug den Unternehmen, welche damit rechnen müssen sie in ihren Büchern auszuweisen. Diese Entscheidungen und die moralischen Bedenken können im Anschluss von Aktionären und Stakeholdern in Frage gestellt werden und so mancher Manager wird – trotz einer vermeintlich sauberen Ethik – seinen Job verlieren.

Autoindustrie zieht sich zurück:

  • Volkswagen

  • Mercedes-Benz

  • MAN

  • BMW

  • Ford

  • Volvo

  • Porsche

  • Land Rover

  • General Motors

  • Harley Davidson

  • ZF (Autozulieferer)

  • Jungheinrich (Flurförder- und Lagerfahrzeughersteller)

  • Continental (Reifenhersteller)

Andere Unternehmen die sich zurückziehen:

  • Airbus

  • Boeing

  • Apple

  • SAP

  • Intel

  • ENI

  • Total

  • Exxon

  • Shell

  • BP

  • WISAG

  • Kötter

  • Hapag Lloyd

  • Maersk

  • CMA CGM

  • Nilfisk

Zudem kommt es durch die aktuellen kriegerischen Handlungen aber auch immer wieder zu Unterbrechungen in den Lieferketten, was die Produktion oder einen Verkauf massiv erschwert.

Betrachtet man den Verfall und Werteverlust des russischen Rubels und die erfolglose Devisen-Beschaffung der Regierung ist eine Entwertung der Währung unausweichlich. Die russische Regierung will diesem „entgegen wirken“ in dem wirtschaftliche Weiterungen gegen ausländische Unternehmen erlassen werden, die dazu führen, dass rund 80 Prozent der Export-Umsätze in Rubel getauscht werden müssen. Das ist für die betroffenen Unternehmen unattraktiv und es ist auch keine Therapie gegen die Inflation.

Andere Regionen in der Welt sind zwar wichtigere Absatzregionen, aber der Schaden der deutschen Wirtschaft bei einem „Totalverlust“ der Geschäfte innerhalb Russlands dürfte trotzdem eine schmerzliche Wunde reißen.

Doch wo beginnt die Lnie für eine demokratische Business-Ethik, die jede kriegerische Handlung ablehnt und dafür auch Verluste hinnimmt?! Ist es wichtig, dass die Unternehmen zeigen das Menschlichkeit wichtiger ist als Erlös? Ein japanisches Sprichwort, dass vielzitiert wurde in den 1980er Jahren lautet: „Geschäft ist Krieg!“ (19.03.2022, Marc Mutert)

Über den Autor:
Marc Mutert studierte Wirtschaftswissenschaften und war im Anschluss daran in ausschließlich leitenden Funktionen tätig. Zu seiner beruflichen Expertise gehören namhafte Unternehmen aus den Branchen: Bürotechnik, MICE, Concert & Live-Communication, Media (TV, Print, Hörfunk, Online- und Social Media), Sport und Fitness, Tourismus und Immobilien. Zu seinen Partnern, Kunden und Arbeitgebern gehören und gehörten Unternehmen wie der Mittelrhein-Verlag, der Verlag für Anzeigenblätter sowie die RPR Hörfunkgruppe. Sein Fachwissen in den Bereichen: Produktentwicklung, Vertrieb, Event, Marketing und Kommunikation ist unwidersprochen, ebenso wie seine Erfolge. Seit 2015 ist er selbständiger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten: Digitalisierung, Sales-Entwicklung, Omni-Channel-Communication, Markenführung und Marktforschung. Dabei begleitet er die Unternehmen – meist aus dem Mittelstand – durch das komplette Changemanagement. Er steht für eine nachhaltige Business-Ethik mit ganzheitlichem Blickwinkel. Der „out of the box“-denkende Mensch ist privat tief in der rheinland-pfälzischen Gesellschaft verankert und international vernetzt. Bis heute ist er mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verbunden und untersützt diesen. Als freier Journalist schreibt er regelmässig für verschiedene Medien. Ehrenamtlich engagierte er sich als Kuratoriumsmitglied für die landesweite Sporthilfe und war Berater des Landessportbundes in Medienfragen. Während der Coronakrise engagierte er sich als freiwilliger Impfhelfer im Impfzentrum Mainz-Bingen.

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