Google vs. Twitter: Real-Time News-Feature „Big Moments“

Google vs. Twitter: Real-Time News-Feature „Big Moments“

Eine Faustregel sagte einst: Radio ist das schnellste Medium, TV spricht am Abend über das Geschehen des Tages und die Printmedien schreiben Morgen über die Themen von heute. Doch mit der Digitalisierung und dem Siegeszug von Google, Facebook und Twitter sind Meldungen oder Nachrichten in Echtzeit möglich. Nicht immer journalistisch neutral, sondern oftmals emotional aufgeladen, polarisierend oder einfach falsch. Twitter und Facebook galten lange als die Speer-Spitze in diesem Segment, doch nun will Google nachziehen und lanciert dafür das Feature: „Big Moments“.

Während öffentlich Ereignisse oftmals sehr schnell über Twitter und Facebook gepostet werden, man denke nur an die Tweets von Donald Trump oder Promi-News auf Facebook, war Google – bis dato – nur als nette Übersicht funktional und griff gerne mal auf die Meldungen klassischer Medien zurück, wie die von ARD und ZDF oder Artikel der Printmedien. Diverse Rechtsstreitigkeiten waren daher anhängig. Das bedeutet Google hinkte dem Live-Geschehen immer hinterher. Das neue Feature „Big Moments“, soll nach Angaben von Google die aktuellen Informationen – in Echtzeit – abbilden, sodass die Nutzer nicht mehr von Google zu Facebook oder Twitter wechseln, sondern alle wesentlichen Informationen dort abholen können.

Die Programmierer bei Google sind bereits seit über einem Jahr daran, das Projekt zum Erfolg zu führen. Google stellte nämlich während der Pandemie fest, dass sich die Suchanfragen zu aktuellen Ereignissen häuften, wie beispielsweise behördliche Meldungen zu Risikogebieten und aktuellen Regelwerken, die in Echtzeit veröffentlicht wurden.

Das bekannte News-Karussell bei Google ist – in Teilen – zu langsam und kommt mit relevanten Live-Ereignissen nicht mit. Das neue Feature soll das jetzt ändern und Ereignisse, die sich unvorhersehbar entwickeln, in Echtzeit abbilden. Man denke nur an die Flutkatastrophe im Sommer, den Vulkanausbruch auf La Palma oder auch einfach nur Sportereignisse oder sonstige Nachrichten aus der Welt. Unterfüttert werden diese Nachrichten dann mit weiterem Hintergrundmaterial, um einen besseren Kontext für den User herzustellen. Google will mehr sein, als eine Suchmaschine, sie wollen die absolute Führung übernehmen. Aktuell ist „Big Moments“ in der Test- und Belastungsphase; laut den Angaben von Google.

Was sagen die Kritiker? Einige Stimmen erheben sich schon vor dem Start des neuen Mehrwerts und kritisieren, dass es Algorithmen seien, die die Relevanz von Nachrichten bewerten würden, während es in den klassischen Redaktionen ausgebildete Journalisten sind, welche nach klaren Gewichtungen arbeiten, wie beispielsweise der regionalen, nationalen, internationalen Relevanz. Es ist auch möglich, dass Google wieder verstärkt auf redaktionelle Inhalte von klassischen Medien zugreift und diese ausführlich abbildet, über das regulierte Maß hinaus. Argumentiert werden könnte dann: „…es sei wichtig im öffentlichen Interesse, die Nachricht in ihrem gesamten Umfang zu präsentieren.“ Wie will Google diese redaktionelle Ausrichtung und Priorisierung realisieren und kommt dann die Babymeldung von Helene Fischer doch vor einer Frühwarnung zu einer Flutkatastrophe? Auch die journalistische Distanz, bzw. Sachlichkeit ohne Wertung dürfte schwer zu regulieren sein. Ist eine Meldung von Ex-Präsident Donald Trump überhaupt eine Nachricht wert, wenn sie polarisiert und an der Wahrheit völlig vorbeiläuft? Wer stellt den sachlichen Kontext zu solchen Meldungen her, den üblicherweise Journalisten realisieren? Ob letztlich Algorithmen diese Aufgaben umsetzen bleibt – bis dato – offen. Nicht dass Twitter-Meldungen immer wahrheitsgemäß, wertvoll, unabhängig oder überparteilich wären, doch diesen Anspruch nimmt Twitter für seine Tweets auch nicht in Anspruch. Und wenn Google auf die Meldungen von Nachrichtenredaktionen, Twitter- / Facebook-Usern zugreift, müssen diese eine Meldung erst einmal erstellen und wenn sie diese in ihren Communities bereits gepostet haben, hinkt Google immer noch hinterher. (06.11.2021, Marc Mutert)

Über den Autor:
Marc Mutert studierte Wirtschaftswissenschaften war im Anschluss daran in ausschließlich leitenden Funktionen tätig. Zu seiner beruflichen Expertise gehören namhafte Unternehmen aus den Branchen: Bürotechnik, MICE, Concert & Live-Communication, Media (TV, Print, Hörfunk, Online- und Social Media), Sport und Fitness, Tourismus und Immobilien. Zu seinen Partnern, Kunden und Arbeitgebern gehören und gehörten Unternehmen wie der Mittelrhein-Verlag, der Verlag für Anzeigenblätter sowie die RPR Hörfunkgruppe. Sein Fachwissen in den Bereichen: Produktentwicklung, Vertrieb, Event, Marketing und Kommunikation ist unwidersprochen, ebenso wie seine Erfolge. Seit 2015 ist er selbständiger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten: Digitalisierung, Sales-Entwicklung, Omni-Channel-Communication, Markenführung und Marktforschung. Dabei begleitet er die Unternehmen – meist aus dem Mittelstand – durch das komplette Changemanagement. Er steht für eine nachhaltige Business-Ethik mit ganzheitlichem Blickwinkel. Der „out of the box“-denkende Mensch ist privat tief in der rheinland-pfälzischen Gesellschaft verankert und international vernetzt. Bis heute ist er mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verbunden und untersützt diesen. Als freier Journalist schreibt er regelmässig für verschiedene Medien. Ehrenamtlich engagierte er sich als Kuratoriumsmitglied für die landesweite Sporthilfe und war Berater des Landessportbundes in Medienfragen. Während der Coronakrise engagierte er sich als freiwilliger Impfhelfer im Impfzentrum Mainz-Bingen.

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