Verlage und Zeitungen in der Papierkrise – die Chance für Online-Nachrichtenportale

Verlage und Zeitungen in der Papierkrise – die Chance für Online-Nachrichtenportale

Neben Wasser, Gas und Öl gerät nun ein weiterer – weit unterschätzter Rohstoff – unter Zugzwang: Papier! Der Holzmangel und damit in der Weiterverarbeitung auch der Papiermangel bauen aufeinander auf. Der Papiermangel macht sich nicht nur bei den Buch- und Zeitungsverlagen bemerkbar. Auch die Verpackungsindustrie ächzt unter den Lieferengpässen, Milchtüten sind aus Papier, die Supermarkt-Einkaufstasche und natürlich die Zeitung. Doch weshalb ist das so? In den Verlagen von Büchern und Zeitungen ist es schnell erklärt, denn während der Corona-Pandemie wurden Neuerscheinungen oftmals verschoben, Auflagen reduziert und viel online abgewickelt. Doch jetzt soll alles wieder sein „wie früher“ und so wird aktuell wieder fleißig gedruckt.

Wer sieht sie nicht, die brennenden oder gerodeten brasilianischen Waldflächen? Wir hören von Greta Thunberg, dass wir umdenken müssen – für die nachfolgende Generation, denn die Jugend begehrt auf, gegen die konsumbasierte Wegwerf-Gesellschaft und fordert eine habitable Zukunft für die ungeborene Generation. Und ja, der Papiermangel hat damit zu tun, denn wo liegt denn der Unterschied zwischen gedruckten Zeitungen und Online-Nachrichten-Portalen? Ein wesentlicher Unterschied ist die Aktualität der Meldungen, denn eine papierne Zeitung kann nicht in Echtzeit berichten, während ein Online-News-Magazin aus einer Vielzahl von Quellen, in Real-Time, schöpfen kann. Dazu zählen valide, journalistische Quellen wie die Deutsche Presse Agentur (DPA) aber auch weniger seriöse wie Twitter, Facebook, YouTube oder TikTok. Zwar schöpft auch die Zeitungsredaktion daraus, aber durch den Produktionsprozess des Druckens werden diese Nachrichten erst am Folgetag an den Kiosken verfügbar sein. Dazwischen wurden Emissionen produziert und Energie verbraucht.

Natürlich gibt es Liebhaber auf beiden Seiten und jeder dieser Vertreter hat seine – durchaus gültigen – Argumente. Vom Charme des Papiers wird gesprochen, dass journalistische Sorgfalt seine Zeit braucht und nicht umsonst ist sowie der Leichtigkeit des Materials. Die andere Seite spricht von Emissions- und Energiereduktion, Zukunft der Nachrichten durch Aktualität und die Mehrwerte, die mobile Endgeräte wie Mobiltelefone, Tablets oder Laptops bieten. Auch der rasche Zugriff auf Medienarchive zur schnellen Auffütterung von Themenfeldern schlägt hier eher für die digitalen Redaktionen. Die Abo-Systeme basieren aufeinander, doch während man im gedruckten Format die gesamte Zeitung kaufen muss, selbst wenn man nur einzelne Artikel interessant findet, kann man genau dies bei den Online-Medien auf einzelne Artikel genau monetarisieren.

Doch auch institutionelle Printprodukte wie der „Ikea-Katalog“ werden zukünftig nur noch online abgebildet.

Genau jetzt könnte folglich ein guter Schritt sein die vorhandenen Erlösmodelle gegen neuere, vergleichbare – wenn nicht sogar bessere – Geschäftsmodelle auszutauschen.

Denn eines ist klar: Mit einer Entspannung ist erst einmal nicht zu rechnen und hinter der aktuellen Marktentwicklung stehen auch strukturelle Veränderungen an. Zeitungen, Zeitschriften, Kataloge und Bücher verlieren kontinuierlich an Auflage. Papierhersteller haben ihre Kapazitäten entsprechend angepasst und / oder abgebaut, bzw. sind auf die Herstellung von Verpackungsmaterialien eingeschwenkt. Das statistische Bundesamt weist in dem Zusammenhang aus, die Produktion von graphischen, weißen Papieren um mehr als 1,55 Millionen Tonnen zurückgegangen ist (6,62Mio.t 2010 / 5,07Mio.t 2019). Darüber hinaus wurden die Ausgaben der Zeitungen, Bücher und Flyer gesenkt, da immer weniger Werbedollar in die Häuser flossen. Damit reduzierte sich auch das Altpapier, dass in der Produktionskette ebenfalls eine große Rolle spielte. Jetzt kollidiert dies mit einem zunehmenden Weihnachtgeschäft, höhere Auflagen und dem Aufschwung von Zeitungsbeilagen, Flyern und der Paperback-Buchherstellung.

Die Lieferketten-Engpässe und die Folgen der Corona-Krise werden uns auch zukünftig beschäftigen. Es gibt aktuell funktionale, digitale Lösungen, die die vorhandenen Modelle sehr gut ablösen können. Liegt es nicht an uns, den Nutzern, Lesern, Rezipienten, Kunden, Endverbrauchern, im Dialog, mit den Medienherstellern die Digitalisierung auch hier nach vorne zu entwickeln? (13.11.2021, Burkhard Hau)

Über den Autor:
Mutert ConsultingBurkhard Hau war fast 40 Jahre in den deutschen Print-Medien tätig; davon rund 35 in Führungspositionen. In seinen Funktionen war er auch als Gesellschafter sowie Repräsentant in anderen Gremien und Medien vertreten (BVDA, Deutscher Presserat, Maria-Laach, u.a.). In seiner langen und erfolgreichen Karriere hat er mehr als eine Herausforderung erlebt und erfolgreich gemeistert. Die Expertise des studierten Journalisten reicht von der strategischen Unternehmensentwicklung und -sanierung über die 360 Grad Kommunikation bis hin zu Marketing- und Vertriebsstrategien. Seit einigen Jahren ist er geschäftsführender Gesellschafter der Intrada GmbH wie auch Geschäftsführer des regionalen News-Portal aktuell4u.de. Mit seiner Kommunikationsagentur: „knowhau Media“ arbeitet er eng mit Mutert Consulting zusammen. Gemeinsam konnten viele Projekte und Ziele erreicht sowie Erfolgsgeschichten geschrieben werden.

Weitere Infomationen:
www.knowhau-media.de                            www.in-trada.de
www.aktuell4u.de                                      www.mutert-consulting.com

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