Wertewandel bei Einzelhändler- und Discounter-Ketten / Auch REWE verzichtet auf wöchentliche Papierprospekte

Wertewandel bei Einzelhändler- und Discounter-Ketten / Auch REWE verzichtet auf wöchentliche Papierprospekte

Der Wertewandel, aber auch die immer weiter ansteigenden Kostenspirale, setzt die Supermarkt- oder Discounterketten unter Druck. In dieser veränderlichen Zeit setzen mehr und mehr künftig eine Online-Abbildung und verzichten auf die bekannten Papierprospekte z.B. in Wochenzeitungen und Amtsblättern. Die Argumentation: der Entschluss soll der Umwelt zugutekommen. Die Wocheneinkäufe werden vielmals von den abgebildeten Produkten aus den Wochenprospekten bestimmt. Viele Familien in Deutschland sind nämlich gezwungen, die permanent steigenden Kosten im Alltag zu kompensieren. Die Kunden müssen sich jetzt aber umstellen, denn nach OBI wird nun auch REWE die Wochenangebote aus Papier einstellen und die gedruckten Handzettel sollen zukünftig der Vergangenheit angehören.

Die REWE Ziele z.B. sind:

  • Reduktion des Papierverbrauchs

  • Stärkung der hauseigenen digitalen Kommunikationskanäle

  • Unternehmensengagement im nachhaltigen Umweltschutz

  • Senkung der Marketingspendings

Laut der Deutschen Presse Agentur (dpa) gehören die Angebotsblätter, neben Online-Darstellungen, Social-Media und anderen Ausspielwegen zu den beliebtesten Werbemitteln. Doch sowohl die Herstellung, als auch der Vertrieb sind sehr große Kostenproduzenten, Energievernichter und durch die Flut an wöchentlichem Altpapier auch in der Folge Umweltverschmutzer. Mehr als 28 Milliarden Werbeprospekte landen pro Jahr in den deutschen Briefkästen. Diese unfassbare Flut an Papier wandert vielerorts ungelesen in den Mülleimer. Stärkster Vertriebskanal sind dabei die regionalen und überregionalen Wochenzeitungen oder die von DHL vertriebenen Produkte wie „Einkauf-Aktuell“.

Verbrauch in Kennzahlen bei 25 Millionen REWE-Handzetteln pro Woche:

  • REWE spart 73.000 Tonnen Papier

  • 70.000 Tonnen CO² (entspricht mehr als 60.000 PKW Otto-Motor)

  • 1,1 Millionen Tonnen Wasser

  • 380 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr (entspricht rund 100.000 Vier-Personen Haushalten)

Aktuell geht man davon aus, dass zwischen 60 und 70 Prozent der Deutschen die Printprodukte nutzen im Gegensatz zu rund 11 Prozent Online-Nutzung. Das liegt aber im Wesentlichen am Alter der Rezipienten. Während ältere Menschen gern auf die Printprodukte vertrauen, setzen jüngere Zielgruppen verstärkt auf Online und die sozialen Medien.

Eine Studie von EHI Retail Institute aus dem Jahre 2017 zeigt, dass rund 32 Prozent der Werbeausgaben auf Prospekte fallen, was sich als größtes Stück vom Kuchen zeigt. Erst danach folgen mit 17,5 Prozent die Investitionen auf die Online-Werbung.
(Quelle:
Anteil der Bruttowerbeaufwendungen im Handel nach Werbeformen | 2017 | Handelsdaten.de | Statistik-Portal zum Handel)

Immer öfter jedoch fragen die Marketer, wer ihre Kunden sind, woher diese kommen und wie genau der Return of Invest (ROI) ausfallen wird. Genaues Data-Mining ist hierbei die Grundlage und die lässt sich sehr viel genauer bei Online-Prospekten abbilden. Bei den Printprodukten ist ein genaues Geo-Caching leider nicht möglich. Der Spruch von der Werbe-Gießkanne über ein bestimmtes Regionalgebiet und den damit verbundenen Reichweitenverlusten wird immer lauter. Werbeerfolge müssen á Detail messbar sein, so die Forderung vieler Unternehmer und Marketer und da bleibt nur eine Option, der digitale Werbeprospekt.
(Quelle:
Der Prospekt ist tot, es lebe der Prospekt! Kampagnen und Werbeerfolg messen (ibusiness.de))

Wer braucht denn noch Papier in Zeiten von mobilen Endgeräten wie Smartphones, Tabletts oder anderen Geräten?

Für die großen Einzelhandelsketten und Discounter ist die Fokussierung auf digitale Ausspielwege natürlich auch ein Weg die eigenen Applikationen oder Webseite zu pushen; inklusive der Erfassung von Kundendaten und einer direkten, dialogbasierten Kommunikation mit dem Kunden. Aktuell gehen die Experten auch davon aus, dass Penny nachzieht, gehört die Marke doch ebenfalls zur REWE Group.

Die digitalen Prospekte werden seitens REWE, inklusive der aktuellen Angebote, als Prospekt auf der Unternehmenshomepage zum Blättern hinterlegt.

Webseiten mit diversen Prospekten verschiedener Unternehmen:

Wer verzichtet auf Papierprospekte:

  • OBI Baumarkt (seit 2022)

  • IKEA (seit 2021)

  • Kik

  • Woolworth

Die anderen großen Einzelhändler und Discounter wie Kaufland, Netto, Lidl, Aldi oder Edeka setzen auf umweltbewusste Verfahren zur Herstellung der Werbeblätter und bauen parallel ihre Online-Präsenz weiter aus. Diese werden dann mit dem „blauen Engel“ für umweltfreundliche Herstellung gekennzeichnet. MEEDIA veröffentlichte erst unlängst einen Beitrag aus dem hervorgeht, dass rund 90 Prozent der Deutschen Prospekte lesen und rund 76 Prozent dies jede Woche nutzen, um sich zu orientieren. (Quelle: Kölner Institut für Handelsforschung (IFH))

FAZIT:

Es wird in der Folge wohl noch einige Zeit papierbedruckte Werbeblättchen geben, doch bei den permanent steigenden Energiekosten kann sich das schnell ändern. Denn allein die Papierknappheit in Deutschland hat die Preise um 28 Prozent ansteigen lassen und vom Sprit zwischen der Druckerei und den Verteilstellen ganz zu schweigen. Darüber hinaus befürchtet die Papierindustrie bereits heute Produktionsstopps auf Basis von Gas-Engpässen, was zu kompletten Ausfällen führen und das auch bei Toilettenpapier oder Verpackungsmaterialien.

Die Kostensituation lässt die Einzelhändler und Discounter folglich hellhörig werden und zeitgleich steigt der Druck nach alternativen Wegen zu suchen. Doch auch die Verbraucher suchen nach Möglichkeiten und Wegen, Geld zu sparen und die bevorstehende Kostenschwemme für Strom und Gas zu kompensieren, in dem sie auf Produkte und Lebensmittel zurückgreifen, die als Sonderangebote ausgewiesen wurden und das im Werbeprospekt.

Ein Verzicht auf gedruckte Prospekte ist – in der heutigen Zeit – nicht nur sinnvoll, sondern auch möglich und empfehlenswert. Auch große internationale Unternehmen haben das bereits unter Beweis gestellt. Am Ende wird es eine Frage der subjektiven und persönlichen Präferenzen sein, ob man lieber Papier in Händen hält oder digital durch ein digitales Prospekt blättert auf dem Pad, Smartphone oder Laptop. Die Umwelt wird es uns in jedem Fall danken. (20.07.2022, Burkhard Hau)

 

Über den Autor:

Mutert ConsultingBurkhard Hau war fast 40 Jahre in den deutschen Print-Medien tätig; davon rund 35 in Führungspositionen. In seinen Funktionen war er auch als Gesellschafter sowie Repräsentant in anderen Gremien und Medien vertreten (BVDA, Deutscher Presserat, Maria-Laach, u.a.). In seiner langen und erfolgreichen Karriere hat er mehr als eine Herausforderung erlebt und erfolgreich gemeistert. Die Expertise des studierten Journalisten reicht von der strategischen Unternehmensentwicklung und -sanierung über die 360 Grad Kommunikation bis hin zu Marketing- und Vertriebsstrategien. Seit einigen Jahren ist er geschäftsführender Gesellschafter der Intrada GmbH wie auch Geschäftsführer des regionalen News-Portal aktuell4u.de. Mit seiner Kommunikationsagentur: „knowhau Media“ arbeitet er eng mit Mutert Consulting zusammen. Gemeinsam konnten viele Projekte und Ziele erreicht sowie Erfolgsgeschichten geschrieben werden.

Tags: , , , , , , , , , , , , , , ,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.